Sonntag, 14. August 2011

Super Hoffe - Borussia Dortmund am 13.08.2011


Ein paar Tage ist es schon her, dass ich zuletzt einen Bericht geschrieben habe.
Dies lag wohl weniger an den spannenden, begeisternden Spielen und Erlebnissen der letzten Saison, sondern eher daran, dass ich ein echt faules Schwein bin.
Jedenfalls ist es nun mal wieder an der Zeit für einen Eintrag, welcher sich gleich mit dem beschissensten Auswärtsspiel der ganzen Saison befasst.
Schon seit einiger Zeit ist es  Hoffenheim Sinsheim als Reiseziel gelungen, anderen Kacktouren wie Freiburg, Wolfsburg oder Gelsenkirchen den Rang abzulaufen und sich schleudersitzartig auf den Thron der am meisten unerwünschten Auswärtsfahrt zu katapultieren.

Wir entschieden für die Anreise per Auto – eine fatale Entscheidung, wie man leider später noch feststellen sollte.
Nach unspektakulärer Fahrt kamen wir relativ früh an und suchten dann direkt auch den Stehplatzblock auf, um nichts von der fetten Atmopsphäre zu verpassen. Schon beeindruckend, wie scheisse man ein Vorprogramm gestalten kann und wie sehr man den Leuten damit auf den Sack geht. Abgesehen davon, dass ich sowieso niemanden verstehe kann, der in diesem Puff eine Dauerkarte hat, wäre alleine das Vorprogramm der nächste Grund um die Karte wieder abzugeben, zu verbrennen oder zu essen – freundlich präsentiert von Rennie® - räumt den Magen auf.

Gibts auch etwas gegen akuten Brechreiz?

Endlich fing das Spiel an, doch nach knapp zehn Minuten führte der Plastikclub Nummer 1 bereits mit einsnull und es sollte laufen, wie bisher so gut wie immer, wenn es gegen die total lokalen Sinsheimer Fussballtalente geht. Schon beeindruckend, was in dieser langweiligen Region für Profis heranreifen….

Nach präsentierten Ecken von XY, präsentierter Restspielzeit, guter Besserung einer Krankenkasse, wenn mal wieder ein blauer Hurensohn am Boden lag und weiteren Leckereien der Werbebranche war klar, dass es beim einsnull bleibt und wir mal wieder gefrustet nach Hause fahren.
Dies hat auch der Stadionsprecher realisiert und brüllte mehrmals, dass man gegen Hoffe mal verlieren kann. Provokation vom Feinsten und ich war sicher nicht der Einzige, der spätestens in diesem Moment den ganzen Kackhaufen abreissen wollte.

Was war noch?

Gesänge gegen Didi, den Hurensohn wurden versucht zu überspielen. Von was weiss ich leider nicht genau – manche meinen eine Art Rassel, eine Einspielung über die Boxen oder ein Hochfrequenzton. 
Keine Ahnung, war auf jeden Fall eine große Frechheit und zeigt an diesem Beispiel einmal mehr, warum dieser Club einfach nur Dreck ist. 
Meinungsfreiheit nicht erwünscht! Abgesehen davon, hat dieser Ton die Meute noch mehr angestachelt und es wurde noch lauter – Stimmungstechnisch war das (angebrachte) Gepöbel gegen Hopp und Hoffe eigentlich immer am lautesten. Sollte vielleicht dann auch jeder Mal hinterfragen, warum das bei BVB Gesängen nicht immer geklappt hat.

Festzuhalten bleibt nur, dass das Wetter besser als hier war und, dass ich das nächste Mal sicherlich nicht als Fahrer fungieren werde, sondern mir richtig einen weghämmer. 
Anders ertrage ich das alles in super Hoffe leider nicht.
Sportlich könnte ein kleiner Dämpfer vielleicht sogar gut tun, warten wir ab was in den kommenden Spielen passiert. 

Samstag, 1. Januar 2011

Ein frohes neues Jahr euch allen!

Silvester ist überstanden und wir starten in 2011.
Für diesen Start wünsche ich euch alles Gute.

Viel Glück, Gesundheit und Erfolg für das neue Jahr.


Besten Gruß!

Donnerstag, 23. Dezember 2010

Spendensammlung für die Sevilla-Opfer

Guten Morgen,

THE UNITY sammelt Spenden für die Inhaftierten aus Sevilla.

Bitte nutzt die Chance, helft den Freunden und vergesst nicht, was passiert ist.

Desweiteren ist nun auch in der TAZ bzw. auf der Homepage ein lesenswerter Bericht über die Vorfälle erschienen, der wohl nicht nur in mir die Wut wieder aufsteigen lässt.


Do you know Himmler?


Mittwoch, 22. Dezember 2010

Ein Tag Gefängnis in Sevilla Pt III

Auch der dritte Bericht wurde wieder auf www.schwatzgelb.de veröffentlicht.

Auch an dieser Stelle nochmals allen Verletzten und Verhafteten:
Gute Besserung!
Ich hoffe, dass Ihr alles gut verarbeiten könnt. Immer wieder den Kopf hoch!



Am Mittwoch, den 16.12.2010, bin ich zusammen mit mehreren Freunden zum BVB-Fan-Treffpunkt in Sevilla gegangen. Von dort bin ich um ca. 19 Uhr zusammen mit einigen BVB-Fans in Richtung Stadion aufgebrochen. Die Stimmung war zu Beginn des Marsches sehr friedlich. Je näher man sich dem Stadion näherte, umso aggressiver wurde aber das Verhalten der spanischen Polizei. Es wurde ohne ersichtlichen Grund mit dem Knüppel auf Dortmundfans eingeschlagen, bzw. wurden Dortmundfans aus der Gruppe herausgerissen. Zum weiteren Verlauf kann ich leider keine Angaben mehr machen, da ich wahrscheinlich kurzzeitig bewusstlos geschlagen wurde. Das Erste, an was ich mich wieder erinnern kann, ist, dass ich kniend und stark blutend im Stadion festgehalten wurde. Ein Dortmunder Zivilpolizist kam zu mir, um mit mir zu sprechen, wurde aber umgehend von der spanischen Polizei weggeschickt. Die einzige Info, die ich erhalten habe, war, dass ich angeblich eine Dose auf spanische Polizisten geworfen habe und dass der Dortmunder Zivilpolizist nichts weiter für mich tun könnte. Nach einigen Minuten wurde ich im Stadion zum Arzt gebracht, welcher meine stark blutende Kopfverletzung notdürftig mit einem Pflaster behandelte.
Anschließend wurde ich zur Aufnahme meiner Personalien auf eine Polizeistation gebracht. Des Weiteren wurden noch Fingerabdrücke genommen, und später kam eine Dolmetscherin hinzu.
Zusammen mit der Dolmetscherin musste ich einige Formulare unterschreiben. Der Dolmetscherin teilte ich mit, dass ich umgehend wegen meiner Kopfverletzung von einem Arzt behandelt werden muss. Stattdessen wurde ich aber in eine Einzelzelle gesteckt.
In der Zelle wurde mir eine Matte und eine Decke zur Verfügung gestellt. Ich habe in der ganzen Zeit nichts zu Essen und nichts zu Trinken bekommen. Ich hatte starke Schmerzen am Oberarm, und vor allem mein Kopf schmerzte sehr, trotzdem musste ich in einer dunklen Zelle ohne Toilette und Bett übernachten. Am nächsten morgen um ca. 09:00 Uhr wurde ich von zwei Polizeibeamten zu einer nahe gelegenen Arztpraxis gebracht. Dort wurde ich, in Handschellen gefesselt, mit drei Stichen über meinem rechten Auge genäht. Zurück in der Polizeistation wurden weitere Fingerabdrücke von mir genommen, ich wurde gemessen und es wurden Bilder von mir gemacht. Danach wurde ich zurück in die Einzelzelle gebracht. Gegen Mittag wurde ich zusammen mit einem älteren bosnischen Dortmund-Fan zum Gericht gebracht. Dort kamen wir beide zusammen in eine Zelle. Diese Zelle war menschenunwürdig. Auch hier bekam man nichts zu Trinken und erst am späten Nachmittag bekamen wir eine Kleinigkeit zu Essen. Kurze Zeit später traf ich auf einen weiteren Dolmetscher und einen Anwalt. Hier wurde mir mitgeteilt, dass ich die öffentliche Ruhe gestört und mich gegen die spanische Polizei zur Wehr gesetzt haben soll. Der Anwalt und der Dolmetscher teilten mir mit, dass ich auf 18 Monate Bewährung verurteilt werden würde und eine Geldstrafe in Höhe von 180 € zu zahlen hätte (30 Tagessätze). Man wies mich darauf hin, dass, wenn ich mein Fehlverhalten eingestehen würde, die Strafe auf 12 Monate Bewährung und auf 120 € (20 Tagessätze) reduziert wird. Dem stimmte ich sofort zu, damit ich endlich wieder auf freien Fuß komme, obwohl ich mir absolut keiner Schuld bewusst bin.
Dadurch, dass der zuständige Richter das Gebäude fünf Minuten zuvor verlassen hatte und somit eine Unterschrift von ihm fehlte, wurde ich für weitere vier Stunden in die Zelle gesperrt. Vorher wurde mir versprochen, dass ich bis ca. 13:30 Uhr entlassen werde, damit ich meinen Rückflug von Malaga nach Frankfurt-Hahn noch wahrnehmen kann. Letztendlich wurde ich erst gegen ca. 18:00 Uhr aus der Zelle entlassen.
Vor dem Gerichtsgebäude nahm mich unser BVB-Fanbeauftragter Jens Volke in Empfang. Umgehend habe ich ein Internetcafe aufgesucht, um einen neuen Rückflug aus Sevilla zu buchen. Letztendlich bin ich am Freitagmorgen um 09:20 Uhr von Sevilla nach Palma de Mallorca und von dort aus, mit fast fünfstündiger Verspätung, weiter nach Frankfurt/Main geflogen. Nach meiner Ankunft um ca. 18:30 Uhr in Frankfurt/Main bin ich direkt in ein Krankenhaus gefahren worden. Dort wurde mein rechter Oberarm geröntgt und meine Kopfverletzung wurde gereinigt.
Meiner Einschätzung nach kann man das Verhalten der spanischen Polizei so nicht hinnehmen. Der Polizeieinsatz war völlig übertrieben, dabei wurde grundlos auf friedliche Dortmundfans eingeschlagen. Die Haftbedingungen in der Polizeistation und auch im Gerichtsgebäude waren menschenunwürdig. Die Behandlung durch die Polizisten kann ich kaum in Worte fassen. Auch auf mehrmaliges Nachfragen, wurde mir nichts zu Essen und nichts zu Trinken gewährt. Am schlimmsten war allerdings für mich die Nacht, alleine in dieser dunklen Zelle, ohne jegliches Zeitgefühl und Informationen, was mit mir passieren wird. Man wurde permanent beschimpft. Kaum ein Polizist war der englischen Sprache mächtig und somit war eine Kommunikation nicht möglich.

An dieser Stelle möchte ich mich ausdrücklich bei den Verantwortlichen von Borussia Dortmund und vor allem bei unserem Fanbeauftragten Jens Volke für die Betreuung vor Ort bedanken.

Abschließend möchte ich bemerken, dass ich seit ca. 15 Jahren regelmäßig zum Fußball fahre und in dieser Zeit auch in über 40 Ländern Fußballspiele gesehen habe. Mir ist in dieser gesamten Zeit ein solch völlig übertriebener Gewalteinsatz von Seiten der Polizei noch nie begegnet.

Verletzungen:
  • Linke Augenbraue musste mit drei Stichen genäht werden
  • Mehrere Beulen am Kopf, starke Kopfschmerzen
  • Starke Prellungen und Blutergüsse am rechten Oberarm
  • Taubheitsgefühl im rechten Daumen
  • Schürfwunde am rechten Knie
T. 21.12.2010

Ein Tag Gefängnis in Sevilla Pt II

Hier der zweite Erlebnisbericht eines Inhaftierten aus Sevilla.

Quelle ist wieder www.schwatzgelb.de 



Da ihr auf der Homepage um Berichte zu dem unglaublichen Fehlverhalten der Polizei gebeten habt, hier die schrecklichen Erlebnisse meines Schwiegervaters. Es handelt sich bei ihm um einen bosnischen Rentner mit schwedischer Staatsbürgerschaft, der aufgrund des Jugoslawien-Krieges aus seiner Heimat vertrieben wurde und nun in Schweden lebt. Wir hatten diese Reise schon Monate vorher geplant und uns natürlich riesig gefreut. Im Laufe der Jahre habe ich ihn mit dem BVB-Virus infiziert (bin selbst bereits ca. 30 Jahre Fan), und er ist seitdem glühender Anhänger.
Am Tag des Spiels haben wir uns gemeinsam die Stadt angeschaut und sogar abends friedlich mit Sevilla-Anhängern gefeiert (es existieren Fotos). Auf dem Weg zum Eingang vom Stadion begannen die Probleme. Aus unerfindlichen Gründen wurde mein Schwiegervater plötzlich von mehreren Polizisten zu Boden geworfen und es wurden ihm sofort Handschellen angelegt. Da er keine Fremdsprachen beherrscht, rief er auf bosnisch immer wieder: "Ich habe keine Schuld, nichts gemacht. Was wollt ihr von mir?" Dies nahm die Polizei dann zum Anlass, mit Schlagstöcken auf ihn einzuschlagen. Er hat Verletzungen am Hinterkopf, im Gesicht und einen riesigen Bluterguss auf dem Oberschenkel. Aufgrund seiner erheblichen Verletzungen wurde er von mehreren Polizisten, unglaublicherweise in Handschellen, ins Krankenhaus gebracht. Dort bemerkte er, wie selbst die diensthabende Ärztin die Polizisten anschrie, den armen, alten Mann endlich in Ruhe zu lassen. Dies schien diese Herren in keinster Weise zu beeindrucken. Vielmehr wurde er ins Gefängnis gebracht. Dort ging die Schlägerei weiter. Er wurde auf dem Weg zur Zelle mehrfach mit Schlagstöcken malträtiert, die Brille ihm brutal vom Gesicht geschlagen.
Er verbrachte die gesamte Nacht in einer eiskalten Zelle, ohne Wasser und Nahrung. Am nächsten Tag wurde er zum Gericht gebracht. Hier musste er gestehen und wurde zivilisierter behandelt. Man stellte ihm eine Dolmetscherin. Er sollte ein Schuldanerkenntnis unterschreiben und 1.200 Euro Strafe zahlen, dann wäre er frei. Dies wollte er anfangs überhaupt nicht. "Ich unterschreibe nichts, was ich nicht gemacht habe." Die Dolmetscherin redete auf ihn ein, er komme nicht mehr aus Spanien raus und würde sofort ins Gefängnis gehen. Unter diesem totalen Druck brach er ein und unterschrieb - wie schon in diversen Internetforen richtig beschrieben - ein total an den Haaren herbeigezogenes Schuldanerkenntnis. Das Einzige, was ihm gestattet wurde, war den Betrag in Schweden zu begleichen. Wenn er das nicht macht, käme die schwedische Polizei und würde das Geld eintreiben. Da er diese Summe faktisch nicht hat, werde ich für ihn zahlen.


Alex Günther, 21.12.2010 



Dienstag, 21. Dezember 2010

Ein Tag Gefängnis in Sevilla

Der folgende Text stammt von einem der Inhaftierten aus Sevilla.
Irgendwann werde ich selber auch noch einen Bericht schreiben, aber dies erstmal vorab.
Der Bericht ging bei www.schwatzgelb.de online.

Persönlich ist mir (diesmal) recht wenig passiert, aber wenn ich diesen Bericht lese und mich an die Szenen vor Ort erinnere, so werde ich einfach nur wieder wütend und traurig.
Der einzige Trost ist, dass die Jungs relativ unversehrt und ohne noch längeren Aufenthalt wieder zuhause sind.
Willkommen zurück!


 
Hallo ihr alle,
ich will mal in den folgenden Zeilen versuchen, euch meine Gefühle und das Erlebte aus Spanien wiederzugeben, ich hoffe das klappt.
Also fange ich mal von vorne beim Marsch und den Aktionen mit den Sitzschalen etc. an. Viele werden wissen, dass ich mich die ganze Zeit weit weg von allen Aktionen befunden habe, da ich einfach Angst hatte, dort festgenommen zu werden, aber auch Angst hatte, dass jemand anderes festgenommen wird.
Naja, geendet hat es ja nun damit, dass wir nach dem Spiel festgenommen wurden. Gründe dafür waren zumindest bei mir wohl kleine Sachen, wie nicht da zu stehen, wo die Cops gesagt haben, wo ich stehen soll – naja, auch egal.

Komm ich mal zu dem Teil, den so gut wie keiner mehr mitbekommen hat. Nachdem wir also aus dem Block gezogen worden sind, ging es raus an einen Bauzaun unter der Kurve. Dort musste ich mich erst nochmal mit dem Kopf zum Zaun, den Armen an den Zaun und Beinen auseinander hinstellen. Alles wurde durchsucht, u. a. auch mein Portemonnaie. Da ich natürlich öfter nach hinten geguckt habe, damit ich sehe, ob sie mir Kohle klauen, was z. B. bei einem Anderen geschehen ist (35 €), wurden die Bullen ein wenig aggressiver. Sie traten mir die Beine so weit auseinander bis ich Schmerzen hatte, da ich so extrem im Spagat stand. Desweiteren gab es immer wieder die Ansage, nach vorne zu gucken und ein paar kleine Klapse auf den Hinterkopf.
Hinter mir hörte ich, wie die anderen herangeführt wurden. Einer bekam dabei immer wieder leichte Schläge auf den Hinterkopf, ein weiterer Kollege wurde sehr hart angegangen und hat viele Schläge abbekommen. Ich musste hinter meinem Rücken immer wieder hören, wie Leute schrien und durch die Gegend flogen. Nachdem wir hinter dem Rücken fixiert und auf den Boden geworfen wurden, gab es immer wieder Sprüche auf Spanisch und Gelächter der Polizisten. Einer kam und zog an meinem Ohr, lachte dabei und sagte etwas auf Spanisch.
Irgendwann ging es dann jeweils mit sechs Leuten in einem Kastenwagen los. Unangeschnallt und mit den Armen auf dem Rücken durften wir nun eine nette Fahrt mitmachen: Schnelles Anfahren, hartes Bremsen und extreme Kurvenlage machten die Fahrt sehr „angenehm“. Man flog teilweise seinem Gegenüber auf die Beine.
Nach gefühlten zehn Minuten waren wir am ersten Ziel der 20 Stunden Angst angekommen. Eine Polizeistation irgendwo in dieser Stadt. Dort ging es in einen langen Flur mit einem Raum, in dem wir nach und nach nochmal kontrolliert wurden. Von kleinen Aktionen wie auf den Boden geworfen zu werden, über Provokationen bis hin zu kleinen Kniffen und leichten Schlägen war wiederum alles dabei. Dort wurden wir dann gefragt, was wir wollen, z. B. ob wir die Botschaft anrufen LASSEN wollen oder nicht. Dazu wollten sie die Namen von Leuten wissen, die informiert werden sollen, und ob wir eine Aussage bei Cops oder Richter machen wollen. Wir durften auch die ersten Fingerabdrücke vom rechten und linken Daumen abgeben.
Auf dem Flur kam irgendwann ein jüngerer Bulle und riss den Kappenträgern die Mützen runter, brüllte auf Spanisch etwas und steckte uns die Kappen in die Shirts. Sprüche wie „You know Heinrich Himmler or Auschwitz?“ und das Andeuten einer Dusche machten einem natürlich auch keinen Mut. Irgendwann gegen 2-3 Uhr ging es in den Keller zu den Zellen, in welche wir nun nach und nach reingeführt wurden. Dort wurde alles durchsucht. Bänder etc. von Jacken, Pullovern und Hosen wurden abgeschnitten und die Schnürbänder aus den Schuhen gezogen. Geldscheine durften wir mit in die Zelle nehmen. Vorher musste jeder einmal die Hosen runter- und das Shirt hochziehen und sich im Kreis drehen. Gegen 3 Uhr etwa dürften wir in den Zellen gewesen sein. Die Zellen waren 2*3 Meter, ganz aus weißen Fliesen und auf einem kleinen Podest brannte die ganze Zeit Licht.
Einige bekamen Unterlagen und Decken, einige bekamen gar nichts. Die Unterlagen waren etwa 3cm dick und aus kaltem Leder, die Decken waren übersät mit Flecken. Toiletten etc. gab es nicht und die Klimaanlage war an, so dass es sehr kalt dort war. Schlafen konnte aufgrund der Angst, des Lichtes und der Kälte so gut wie keiner. Jedes Mal, wenn man jemanden kommen hörte, wurde die Angst wieder größer.
Was sehr erschreckend war, hätten wir kranke Leute gehabt und die hätten dort einen Anfall bekommen, wären sie drauf gegangen. Es waren keine Cops in der Nähe, die man hätte rufen können, es gab keinen Notfallknopf oder Kontrollen. Das Einzige, was mich - und ich denke, den anderen ging es da ähnlich - am Leben gehalten hat, war, dass man in einem Block war und sich untereinander hörte und miteinander reden konnte. Irgendwann gegen gefühlt 9 Uhr ging es zum Fingerabdrücke und Fotos machen. Fingerabdrücke einmal via PC und einmal mit Farbe, danach wurden wir wieder zurück in die Zellen gesteckt. Man hatte keine Infos oder sonstwas, man war echt am verzweifeln. Gegen 12-13 Uhr ging es wieder einzeln zum "Anwalt", ob das nun wirklich einer war oder nicht – kein Plan. Dort wurde dann gesagt, dass es in etwa zwei Stunden zum Gericht geht. Noch kurz unterschrieben und wieder ging es runter in die Zelle. Die quasi letzten Stunden dort waren dann schlimm, da die Zeit nicht rum ging.
Die Angst war sehr groß, dass doch noch jemand reinkommt und einen angeht. Das Einzige was noch passierte, war, dass irgendwann ein Wächter die Tür aufmachte, zwei Putzfrauen etwas sagten und mehrmals mit einer Flasche Zitrusreiniger in die kleine Zelle sprühten, was nicht wirklich angenehm war.
Gegen 15 Uhr war es endlich so weit, aus der Einzelzelle ging es in eine Sammelzelle mit allen Inhaftierten in eine Zelle, die nun wirklich wie eine Gaskammer aussah.

Nach kurzer Zeit ging es dann los, zu zweit in Handschellen in die Kastenwagen Richtung Gericht bei gleichem Fahrstil wie schon vom Stadion zur Wache.
Dort angekommen wieder runter in Zellen, dieses mal Einzelzellen mit Loch im Boden für seine Geschäft mit einem Waschbecken, welches als solches schwer zu erkennen war, und wieder einem Podest. Jeweils zu sechst kam man in diese Zellen.

Man versuchte immer wieder, kleine Späße zu machen, um nicht ganz durchzudrehen. Dort bekam man dann auch mal etwas zu Essen, was nicht genießbar war. Irgendwann kam auch der Übersetzer, der sagte, er wäre der mit dem Schalke-Schal neben dem Gästebereich gewesen! Nun erfuhren wir zum ersten Mal, was uns zur Last gelegt wird. Allen fast das Gleiche: Angriff auf Polizisten und Körperverletzung. Er sagte uns, wir würden das Angebot bekommen, ein Jahr auf zwei Jahre Bewährung und 120 €. Wenn wir das nicht annehmen, würde es dauern, bis wir vor den Haftrichter kommen. Dort würden wir dann mindestens 18 Monate ohne Bewährung bekommen. Wir haben natürlich sofort alle gesagt, dass wir das annehmen. Man wollte ja nur raus. Das Ganze zog sich nun bis 20 Uhr. Der letzte Flug nach Deutschland ging um 20:30 Uhr und es war wohl nicht gewollt, dass wir den nehmen könnten. Zwischendurch kam der Übersetzerarsch und wollte uns verarschen, in dem er sagte, der Staatsanwalt fordere nun doch mehr und es sehe nicht nach einer Bewährungsstrafe aus. Nach kurzem Schock und richtiger Hilf- und Hoffnungslosigkeit sagte er: „War Spaß“.
Naja, wie gesagt gegen 20:15 Uhr haben ich und die letzten beiden anderen nur noch schnell den Wisch unterschrieben, unsere Sachen wiederbekommen und schnell raus.
Draußen stand dann Jens: So ein Glücks- und Freudengefühl kannte ich noch nicht. Es war so schön, als er uns dann noch sagte, Borussia hätte 7000 € dagelassen, da war man unbeschreiblich glücklich! Mit Jens ging es dann schnell zum Hotel, da auch noch Sevilla-Leute unterwegs waren. Wir sind dann erst mal in eine kleine Kneipe, um nach über 20 Stunden die ersten Getränke und Snacks zu uns zu nehmen. Jens hatte in der Zeit Flüge und Hostel gebucht, und Freitag ging es endlich Heim.
Diese 20 Stunden hinterlassen nicht nur körperlich Spuren. Vor allem im Kopf spielt sich einiges ab. Das Ganze zu verarbeiten wird noch lange dauern, denke ich. Danke auf jeden Fall an alle Helfer und an due Leute, die an einen gedacht haben, und Leute, macht euch eins bewusst: Freiheit ist das Wichtigste und Schönste auf der Welt. Denkt da immer dran, scheißt aufs Geld oder sonst was. Genießt die Freiheiten, die wir leben, und macht euch das auch mal im Stadion bewusst. Nach diesen Tagen kann ich noch weniger verstehen, nicht Spaß an der Sache zu haben, und auch wenn in Frankfurt die Polizei mal okay war, ist für mich jedes Vertrauen in die Polizei verloren gegangen.

Montag, 13. Dezember 2010

Erinnerungen: UEFA Cup Finale 2002


Mittlerweile bin ich - rein vom Geburtsdatum her- mehr 30 als 20.
Der Kopf ist wohl meistens noch zarte 12, aber darum geht es ja jetzt nicht.

In den letzten Jahren wurde doch das eine oder andere Spiel besucht, viel erlebt, Meisterschaft gewonnen, (Finanz)Krise durchgemacht, Siege gefeiert, Derbys verloren, Derbys gewonnen, Länder bereist, mal aufs Maul bekommen, mal weniger...

Da ich ja mit den normalen Spielberichten immer total up to date bin, kam mir eben der Gedanke mal etwas aus vergangenen Zeiten zu erzählen.
Vielleicht ist es ja für den einen oder anderen ganz interessant, vor allem vielleicht für die Leute, die die Bauchtasche quasi in die Wiege gelegt bekommen haben.

Früher, ja früher war das noch anders. Da musste man sich das verdienen. Da ist man nicht eben in den Karstadt Sport und hat mit Papas schwatten AmEx die Eastpak Bauchtasche gekauft.
Auch die musste man sich verdienen, um sie neben den New Balance, dem Umbro Pulli (manche hatten sogar Umbro Westen!) und natürlich den, mit einem Knoten gebundenen, schwatz-gelben Balkenschal tragen zu dürfen.

 Früher haben wir im Krieg noch Steine gegessen!

Ist natürlich alles Bullshit, und ich versuche mich jetzt wirklich mal zu erinnern und ein paar Sätze auf das Papier Retina Display zu zaubern.


Mai 2002 - Uefa Cup Finale in Rotterdam:


Im Hinspiel des Halbfinales gegen den AC aus Mailand wurde der Grundstein für das Finale gelegt.
In einem der wahrscheinlich besten Spiele, die ich je live gesehen habe, wurde Milan mit 4-0 abgefertigt, gedemütigt und beleidigt.

Bei dem Rückspiel war ich leider nicht vor Ort und verfolgte das Spiel am TV.
Beim Stande von DreiNull für die (scheeeeeeeeeeeeeeeiss) Italiener war es ein gewisser Lars Ricken, der uns vor der heimischen Glotze und vor allem den Borussen in Mailand die verbleibende Angst nahm, dass es doch noch schief gehen könnte.

Finale ohhh oohh!

Der erste Gedanke: Ich muss dahin. Ich will da unbedingt hin.

Natürlich war Megastress mit den Eltern vorprogrammiert. „Viel zu gefährlich; Mach dich nicht unglücklich; Rotterdam Hooligans, bla bla bla“

Letztendlich habe ich mich aber natürlich durchgesetzt und die Nacht vor Vorverkaufsbeginn wurde vor der Geschäftsstelle mit vielen anderen Fans auf Campingstühlen und Liegen verbracht.
An einen der Gesprächspartner vor Ort kann ich mich noch erinnern und sehe ihn auch noch heute öfter als mir lieb ist ;)

Er ist Rennfahrer und wird Kortizzle genannt.


Viele, viele Stunden später öffneten die Türen der Geschäftsstelle und wir hielten nach einem Gedränge der Extraklasse unsere Tickets für den Oberrang in der Hand.
Die müssten so um die 35 Euro gekostet haben, also weniger als jetzt ein Gruppenspiel in Sevilla kostet.

Nachdem klar war, dass das Spiel aufgrund des Mords 1,2,3 Tage vor dem Finale an dem rechten Politiker Pim Fortuyn nicht abgesagt wird, erfolgte die Anreise in einem der zahlreichen BEST-Busse.
Mit 5 Männeken ging die Reise los und ich war der Arsch, der alleine sitzen musste.

Mein Sitznachbar war wohl so Anfang bis Mitte 20 und ziemlich in Ordnung.
Ich weiß noch wie wir begeistert über das vorletzte Spiel vor der Meisterschaft in Hamburg sprachen und wir beiden auch zufällig auf einem Bild des Gästeblocks Hamburg in der Borussia Aktuell abgelichtet waren. Sachen gibts.

Die Dortmunder Busse wurden zu einem schwer bewachten Messegelände gebracht und wir konnten dort ein wenig die Zeit verdoofen. 
Wenn ich mich recht erinnere gab es dort schon zu der Zeit ein Alkoholverbot.

Später ging es dann mit Bussen (oder waren es Straßenbahnen?) zum Stadion.
Auf dem Weg zeigte uns eine ca. 109 Jahre alte Holländerin per Hitlergruß, wie viel Sympathien für die Deutschen übrig hat.
Die teilweise mit Maschinenpistolen bewaffneten Bullen interessierte das herzlich wenig.

Am Stadioneingang gabs zig Schikanen.
So musste ich unter anderem mit ansehen, wie ein kleiner Junge seine Fahne wegschmeißen musste, weil der Stock 2 cm zu lang war.
Auch den Scheiss gibt es also leider nicht erst seit gestern.
Die Holländer hatten auf ihrer Seite einige riesigen Schwenker. Überraschenderweise galt das Verbot für sie nicht…

Es waren nicht nur die Schwenker, die den Weg ins Stadion fanden, sondern auch eine massige Anzahl an Bengalos, welche die Rotterdamer nach den Toren, Abpfiff und auch sonst bei jeder Gelegenheit abbrannten und nebenher auch ab und an in unserem Block entsorgten.
Im Oberrang haben wir nichts abbekommen, aber unten sah das teilweise leider anders aus.
Man munkelte, dass sich Dortmund im Unterrang in den Katakomben dann bei einem holländischen Mob dafür bedankte.
Bis heute habe keine Ahnung, ob das stimmt oder nicht.

Genauer weiß ich leider das Ergebnis des Spiels. Wir verloren mit 3-2 und mussten wieder einmal zusehen, wenn der UEFA – CUP überreicht wird.
Auch das Traumtor von Jan Koller – ich sah den Ball erst schon auf dem Dach vom De Kuip einschlagen- konnte dies leider nicht mehr ändern.

Besonders schade war, dass Jürgen Kohler Fußballgott den Elfmeter zum 1-0 verschuldete und Borussia ab der 30. Minute nur noch zu zehnt war.

Ebenfalls erwähnenswert ist, dass kurz vor Abpfiff wirklich jeder Käskopp am hüpfen, springen und durchdrehen war.
Ich weiß nicht, wie man das im Unterrang wahrgenommen hat, aber bei uns im Oberrang hat alles gewackelt. War schon ziemlich krass, wie das Stadion bebte. Das ist in diesem Fall keine Floskel, sondern durchaus genauso gemeint.

Nach dem Spiel ging es für uns relativ schnell wieder Richtung Dortmund.
Im Bus stellte ich fest, dass mein Nachbar von der Hinfahrt nicht anwesend war.

Seine Freunde erzählten mir, dass er sich beim Ausweichen eines Bengalos den Knöchel gebrochen hatte, und schon lange vor Abpfiff im Krankenhaus in Rotterdam war.

Den Tag danach gab es in Dortmund die offizielle Meisterfeier. 
Ich weiss gar nicht, wie viele Menschen auf den Straßen waren, aber einfach alles war schwarzgelb. 

We fuck Feyenoord, we fuck Feyenoord Rotterdam!