Donnerstag, 23. Dezember 2010

Spendensammlung für die Sevilla-Opfer

Guten Morgen,

THE UNITY sammelt Spenden für die Inhaftierten aus Sevilla.

Bitte nutzt die Chance, helft den Freunden und vergesst nicht, was passiert ist.

Desweiteren ist nun auch in der TAZ bzw. auf der Homepage ein lesenswerter Bericht über die Vorfälle erschienen, der wohl nicht nur in mir die Wut wieder aufsteigen lässt.


Do you know Himmler?


Mittwoch, 22. Dezember 2010

Ein Tag Gefängnis in Sevilla Pt III

Auch der dritte Bericht wurde wieder auf www.schwatzgelb.de veröffentlicht.

Auch an dieser Stelle nochmals allen Verletzten und Verhafteten:
Gute Besserung!
Ich hoffe, dass Ihr alles gut verarbeiten könnt. Immer wieder den Kopf hoch!



Am Mittwoch, den 16.12.2010, bin ich zusammen mit mehreren Freunden zum BVB-Fan-Treffpunkt in Sevilla gegangen. Von dort bin ich um ca. 19 Uhr zusammen mit einigen BVB-Fans in Richtung Stadion aufgebrochen. Die Stimmung war zu Beginn des Marsches sehr friedlich. Je näher man sich dem Stadion näherte, umso aggressiver wurde aber das Verhalten der spanischen Polizei. Es wurde ohne ersichtlichen Grund mit dem Knüppel auf Dortmundfans eingeschlagen, bzw. wurden Dortmundfans aus der Gruppe herausgerissen. Zum weiteren Verlauf kann ich leider keine Angaben mehr machen, da ich wahrscheinlich kurzzeitig bewusstlos geschlagen wurde. Das Erste, an was ich mich wieder erinnern kann, ist, dass ich kniend und stark blutend im Stadion festgehalten wurde. Ein Dortmunder Zivilpolizist kam zu mir, um mit mir zu sprechen, wurde aber umgehend von der spanischen Polizei weggeschickt. Die einzige Info, die ich erhalten habe, war, dass ich angeblich eine Dose auf spanische Polizisten geworfen habe und dass der Dortmunder Zivilpolizist nichts weiter für mich tun könnte. Nach einigen Minuten wurde ich im Stadion zum Arzt gebracht, welcher meine stark blutende Kopfverletzung notdürftig mit einem Pflaster behandelte.
Anschließend wurde ich zur Aufnahme meiner Personalien auf eine Polizeistation gebracht. Des Weiteren wurden noch Fingerabdrücke genommen, und später kam eine Dolmetscherin hinzu.
Zusammen mit der Dolmetscherin musste ich einige Formulare unterschreiben. Der Dolmetscherin teilte ich mit, dass ich umgehend wegen meiner Kopfverletzung von einem Arzt behandelt werden muss. Stattdessen wurde ich aber in eine Einzelzelle gesteckt.
In der Zelle wurde mir eine Matte und eine Decke zur Verfügung gestellt. Ich habe in der ganzen Zeit nichts zu Essen und nichts zu Trinken bekommen. Ich hatte starke Schmerzen am Oberarm, und vor allem mein Kopf schmerzte sehr, trotzdem musste ich in einer dunklen Zelle ohne Toilette und Bett übernachten. Am nächsten morgen um ca. 09:00 Uhr wurde ich von zwei Polizeibeamten zu einer nahe gelegenen Arztpraxis gebracht. Dort wurde ich, in Handschellen gefesselt, mit drei Stichen über meinem rechten Auge genäht. Zurück in der Polizeistation wurden weitere Fingerabdrücke von mir genommen, ich wurde gemessen und es wurden Bilder von mir gemacht. Danach wurde ich zurück in die Einzelzelle gebracht. Gegen Mittag wurde ich zusammen mit einem älteren bosnischen Dortmund-Fan zum Gericht gebracht. Dort kamen wir beide zusammen in eine Zelle. Diese Zelle war menschenunwürdig. Auch hier bekam man nichts zu Trinken und erst am späten Nachmittag bekamen wir eine Kleinigkeit zu Essen. Kurze Zeit später traf ich auf einen weiteren Dolmetscher und einen Anwalt. Hier wurde mir mitgeteilt, dass ich die öffentliche Ruhe gestört und mich gegen die spanische Polizei zur Wehr gesetzt haben soll. Der Anwalt und der Dolmetscher teilten mir mit, dass ich auf 18 Monate Bewährung verurteilt werden würde und eine Geldstrafe in Höhe von 180 € zu zahlen hätte (30 Tagessätze). Man wies mich darauf hin, dass, wenn ich mein Fehlverhalten eingestehen würde, die Strafe auf 12 Monate Bewährung und auf 120 € (20 Tagessätze) reduziert wird. Dem stimmte ich sofort zu, damit ich endlich wieder auf freien Fuß komme, obwohl ich mir absolut keiner Schuld bewusst bin.
Dadurch, dass der zuständige Richter das Gebäude fünf Minuten zuvor verlassen hatte und somit eine Unterschrift von ihm fehlte, wurde ich für weitere vier Stunden in die Zelle gesperrt. Vorher wurde mir versprochen, dass ich bis ca. 13:30 Uhr entlassen werde, damit ich meinen Rückflug von Malaga nach Frankfurt-Hahn noch wahrnehmen kann. Letztendlich wurde ich erst gegen ca. 18:00 Uhr aus der Zelle entlassen.
Vor dem Gerichtsgebäude nahm mich unser BVB-Fanbeauftragter Jens Volke in Empfang. Umgehend habe ich ein Internetcafe aufgesucht, um einen neuen Rückflug aus Sevilla zu buchen. Letztendlich bin ich am Freitagmorgen um 09:20 Uhr von Sevilla nach Palma de Mallorca und von dort aus, mit fast fünfstündiger Verspätung, weiter nach Frankfurt/Main geflogen. Nach meiner Ankunft um ca. 18:30 Uhr in Frankfurt/Main bin ich direkt in ein Krankenhaus gefahren worden. Dort wurde mein rechter Oberarm geröntgt und meine Kopfverletzung wurde gereinigt.
Meiner Einschätzung nach kann man das Verhalten der spanischen Polizei so nicht hinnehmen. Der Polizeieinsatz war völlig übertrieben, dabei wurde grundlos auf friedliche Dortmundfans eingeschlagen. Die Haftbedingungen in der Polizeistation und auch im Gerichtsgebäude waren menschenunwürdig. Die Behandlung durch die Polizisten kann ich kaum in Worte fassen. Auch auf mehrmaliges Nachfragen, wurde mir nichts zu Essen und nichts zu Trinken gewährt. Am schlimmsten war allerdings für mich die Nacht, alleine in dieser dunklen Zelle, ohne jegliches Zeitgefühl und Informationen, was mit mir passieren wird. Man wurde permanent beschimpft. Kaum ein Polizist war der englischen Sprache mächtig und somit war eine Kommunikation nicht möglich.

An dieser Stelle möchte ich mich ausdrücklich bei den Verantwortlichen von Borussia Dortmund und vor allem bei unserem Fanbeauftragten Jens Volke für die Betreuung vor Ort bedanken.

Abschließend möchte ich bemerken, dass ich seit ca. 15 Jahren regelmäßig zum Fußball fahre und in dieser Zeit auch in über 40 Ländern Fußballspiele gesehen habe. Mir ist in dieser gesamten Zeit ein solch völlig übertriebener Gewalteinsatz von Seiten der Polizei noch nie begegnet.

Verletzungen:
  • Linke Augenbraue musste mit drei Stichen genäht werden
  • Mehrere Beulen am Kopf, starke Kopfschmerzen
  • Starke Prellungen und Blutergüsse am rechten Oberarm
  • Taubheitsgefühl im rechten Daumen
  • Schürfwunde am rechten Knie
T. 21.12.2010

Ein Tag Gefängnis in Sevilla Pt II

Hier der zweite Erlebnisbericht eines Inhaftierten aus Sevilla.

Quelle ist wieder www.schwatzgelb.de 



Da ihr auf der Homepage um Berichte zu dem unglaublichen Fehlverhalten der Polizei gebeten habt, hier die schrecklichen Erlebnisse meines Schwiegervaters. Es handelt sich bei ihm um einen bosnischen Rentner mit schwedischer Staatsbürgerschaft, der aufgrund des Jugoslawien-Krieges aus seiner Heimat vertrieben wurde und nun in Schweden lebt. Wir hatten diese Reise schon Monate vorher geplant und uns natürlich riesig gefreut. Im Laufe der Jahre habe ich ihn mit dem BVB-Virus infiziert (bin selbst bereits ca. 30 Jahre Fan), und er ist seitdem glühender Anhänger.
Am Tag des Spiels haben wir uns gemeinsam die Stadt angeschaut und sogar abends friedlich mit Sevilla-Anhängern gefeiert (es existieren Fotos). Auf dem Weg zum Eingang vom Stadion begannen die Probleme. Aus unerfindlichen Gründen wurde mein Schwiegervater plötzlich von mehreren Polizisten zu Boden geworfen und es wurden ihm sofort Handschellen angelegt. Da er keine Fremdsprachen beherrscht, rief er auf bosnisch immer wieder: "Ich habe keine Schuld, nichts gemacht. Was wollt ihr von mir?" Dies nahm die Polizei dann zum Anlass, mit Schlagstöcken auf ihn einzuschlagen. Er hat Verletzungen am Hinterkopf, im Gesicht und einen riesigen Bluterguss auf dem Oberschenkel. Aufgrund seiner erheblichen Verletzungen wurde er von mehreren Polizisten, unglaublicherweise in Handschellen, ins Krankenhaus gebracht. Dort bemerkte er, wie selbst die diensthabende Ärztin die Polizisten anschrie, den armen, alten Mann endlich in Ruhe zu lassen. Dies schien diese Herren in keinster Weise zu beeindrucken. Vielmehr wurde er ins Gefängnis gebracht. Dort ging die Schlägerei weiter. Er wurde auf dem Weg zur Zelle mehrfach mit Schlagstöcken malträtiert, die Brille ihm brutal vom Gesicht geschlagen.
Er verbrachte die gesamte Nacht in einer eiskalten Zelle, ohne Wasser und Nahrung. Am nächsten Tag wurde er zum Gericht gebracht. Hier musste er gestehen und wurde zivilisierter behandelt. Man stellte ihm eine Dolmetscherin. Er sollte ein Schuldanerkenntnis unterschreiben und 1.200 Euro Strafe zahlen, dann wäre er frei. Dies wollte er anfangs überhaupt nicht. "Ich unterschreibe nichts, was ich nicht gemacht habe." Die Dolmetscherin redete auf ihn ein, er komme nicht mehr aus Spanien raus und würde sofort ins Gefängnis gehen. Unter diesem totalen Druck brach er ein und unterschrieb - wie schon in diversen Internetforen richtig beschrieben - ein total an den Haaren herbeigezogenes Schuldanerkenntnis. Das Einzige, was ihm gestattet wurde, war den Betrag in Schweden zu begleichen. Wenn er das nicht macht, käme die schwedische Polizei und würde das Geld eintreiben. Da er diese Summe faktisch nicht hat, werde ich für ihn zahlen.


Alex Günther, 21.12.2010 



Dienstag, 21. Dezember 2010

Ein Tag Gefängnis in Sevilla

Der folgende Text stammt von einem der Inhaftierten aus Sevilla.
Irgendwann werde ich selber auch noch einen Bericht schreiben, aber dies erstmal vorab.
Der Bericht ging bei www.schwatzgelb.de online.

Persönlich ist mir (diesmal) recht wenig passiert, aber wenn ich diesen Bericht lese und mich an die Szenen vor Ort erinnere, so werde ich einfach nur wieder wütend und traurig.
Der einzige Trost ist, dass die Jungs relativ unversehrt und ohne noch längeren Aufenthalt wieder zuhause sind.
Willkommen zurück!


 
Hallo ihr alle,
ich will mal in den folgenden Zeilen versuchen, euch meine Gefühle und das Erlebte aus Spanien wiederzugeben, ich hoffe das klappt.
Also fange ich mal von vorne beim Marsch und den Aktionen mit den Sitzschalen etc. an. Viele werden wissen, dass ich mich die ganze Zeit weit weg von allen Aktionen befunden habe, da ich einfach Angst hatte, dort festgenommen zu werden, aber auch Angst hatte, dass jemand anderes festgenommen wird.
Naja, geendet hat es ja nun damit, dass wir nach dem Spiel festgenommen wurden. Gründe dafür waren zumindest bei mir wohl kleine Sachen, wie nicht da zu stehen, wo die Cops gesagt haben, wo ich stehen soll – naja, auch egal.

Komm ich mal zu dem Teil, den so gut wie keiner mehr mitbekommen hat. Nachdem wir also aus dem Block gezogen worden sind, ging es raus an einen Bauzaun unter der Kurve. Dort musste ich mich erst nochmal mit dem Kopf zum Zaun, den Armen an den Zaun und Beinen auseinander hinstellen. Alles wurde durchsucht, u. a. auch mein Portemonnaie. Da ich natürlich öfter nach hinten geguckt habe, damit ich sehe, ob sie mir Kohle klauen, was z. B. bei einem Anderen geschehen ist (35 €), wurden die Bullen ein wenig aggressiver. Sie traten mir die Beine so weit auseinander bis ich Schmerzen hatte, da ich so extrem im Spagat stand. Desweiteren gab es immer wieder die Ansage, nach vorne zu gucken und ein paar kleine Klapse auf den Hinterkopf.
Hinter mir hörte ich, wie die anderen herangeführt wurden. Einer bekam dabei immer wieder leichte Schläge auf den Hinterkopf, ein weiterer Kollege wurde sehr hart angegangen und hat viele Schläge abbekommen. Ich musste hinter meinem Rücken immer wieder hören, wie Leute schrien und durch die Gegend flogen. Nachdem wir hinter dem Rücken fixiert und auf den Boden geworfen wurden, gab es immer wieder Sprüche auf Spanisch und Gelächter der Polizisten. Einer kam und zog an meinem Ohr, lachte dabei und sagte etwas auf Spanisch.
Irgendwann ging es dann jeweils mit sechs Leuten in einem Kastenwagen los. Unangeschnallt und mit den Armen auf dem Rücken durften wir nun eine nette Fahrt mitmachen: Schnelles Anfahren, hartes Bremsen und extreme Kurvenlage machten die Fahrt sehr „angenehm“. Man flog teilweise seinem Gegenüber auf die Beine.
Nach gefühlten zehn Minuten waren wir am ersten Ziel der 20 Stunden Angst angekommen. Eine Polizeistation irgendwo in dieser Stadt. Dort ging es in einen langen Flur mit einem Raum, in dem wir nach und nach nochmal kontrolliert wurden. Von kleinen Aktionen wie auf den Boden geworfen zu werden, über Provokationen bis hin zu kleinen Kniffen und leichten Schlägen war wiederum alles dabei. Dort wurden wir dann gefragt, was wir wollen, z. B. ob wir die Botschaft anrufen LASSEN wollen oder nicht. Dazu wollten sie die Namen von Leuten wissen, die informiert werden sollen, und ob wir eine Aussage bei Cops oder Richter machen wollen. Wir durften auch die ersten Fingerabdrücke vom rechten und linken Daumen abgeben.
Auf dem Flur kam irgendwann ein jüngerer Bulle und riss den Kappenträgern die Mützen runter, brüllte auf Spanisch etwas und steckte uns die Kappen in die Shirts. Sprüche wie „You know Heinrich Himmler or Auschwitz?“ und das Andeuten einer Dusche machten einem natürlich auch keinen Mut. Irgendwann gegen 2-3 Uhr ging es in den Keller zu den Zellen, in welche wir nun nach und nach reingeführt wurden. Dort wurde alles durchsucht. Bänder etc. von Jacken, Pullovern und Hosen wurden abgeschnitten und die Schnürbänder aus den Schuhen gezogen. Geldscheine durften wir mit in die Zelle nehmen. Vorher musste jeder einmal die Hosen runter- und das Shirt hochziehen und sich im Kreis drehen. Gegen 3 Uhr etwa dürften wir in den Zellen gewesen sein. Die Zellen waren 2*3 Meter, ganz aus weißen Fliesen und auf einem kleinen Podest brannte die ganze Zeit Licht.
Einige bekamen Unterlagen und Decken, einige bekamen gar nichts. Die Unterlagen waren etwa 3cm dick und aus kaltem Leder, die Decken waren übersät mit Flecken. Toiletten etc. gab es nicht und die Klimaanlage war an, so dass es sehr kalt dort war. Schlafen konnte aufgrund der Angst, des Lichtes und der Kälte so gut wie keiner. Jedes Mal, wenn man jemanden kommen hörte, wurde die Angst wieder größer.
Was sehr erschreckend war, hätten wir kranke Leute gehabt und die hätten dort einen Anfall bekommen, wären sie drauf gegangen. Es waren keine Cops in der Nähe, die man hätte rufen können, es gab keinen Notfallknopf oder Kontrollen. Das Einzige, was mich - und ich denke, den anderen ging es da ähnlich - am Leben gehalten hat, war, dass man in einem Block war und sich untereinander hörte und miteinander reden konnte. Irgendwann gegen gefühlt 9 Uhr ging es zum Fingerabdrücke und Fotos machen. Fingerabdrücke einmal via PC und einmal mit Farbe, danach wurden wir wieder zurück in die Zellen gesteckt. Man hatte keine Infos oder sonstwas, man war echt am verzweifeln. Gegen 12-13 Uhr ging es wieder einzeln zum "Anwalt", ob das nun wirklich einer war oder nicht – kein Plan. Dort wurde dann gesagt, dass es in etwa zwei Stunden zum Gericht geht. Noch kurz unterschrieben und wieder ging es runter in die Zelle. Die quasi letzten Stunden dort waren dann schlimm, da die Zeit nicht rum ging.
Die Angst war sehr groß, dass doch noch jemand reinkommt und einen angeht. Das Einzige was noch passierte, war, dass irgendwann ein Wächter die Tür aufmachte, zwei Putzfrauen etwas sagten und mehrmals mit einer Flasche Zitrusreiniger in die kleine Zelle sprühten, was nicht wirklich angenehm war.
Gegen 15 Uhr war es endlich so weit, aus der Einzelzelle ging es in eine Sammelzelle mit allen Inhaftierten in eine Zelle, die nun wirklich wie eine Gaskammer aussah.

Nach kurzer Zeit ging es dann los, zu zweit in Handschellen in die Kastenwagen Richtung Gericht bei gleichem Fahrstil wie schon vom Stadion zur Wache.
Dort angekommen wieder runter in Zellen, dieses mal Einzelzellen mit Loch im Boden für seine Geschäft mit einem Waschbecken, welches als solches schwer zu erkennen war, und wieder einem Podest. Jeweils zu sechst kam man in diese Zellen.

Man versuchte immer wieder, kleine Späße zu machen, um nicht ganz durchzudrehen. Dort bekam man dann auch mal etwas zu Essen, was nicht genießbar war. Irgendwann kam auch der Übersetzer, der sagte, er wäre der mit dem Schalke-Schal neben dem Gästebereich gewesen! Nun erfuhren wir zum ersten Mal, was uns zur Last gelegt wird. Allen fast das Gleiche: Angriff auf Polizisten und Körperverletzung. Er sagte uns, wir würden das Angebot bekommen, ein Jahr auf zwei Jahre Bewährung und 120 €. Wenn wir das nicht annehmen, würde es dauern, bis wir vor den Haftrichter kommen. Dort würden wir dann mindestens 18 Monate ohne Bewährung bekommen. Wir haben natürlich sofort alle gesagt, dass wir das annehmen. Man wollte ja nur raus. Das Ganze zog sich nun bis 20 Uhr. Der letzte Flug nach Deutschland ging um 20:30 Uhr und es war wohl nicht gewollt, dass wir den nehmen könnten. Zwischendurch kam der Übersetzerarsch und wollte uns verarschen, in dem er sagte, der Staatsanwalt fordere nun doch mehr und es sehe nicht nach einer Bewährungsstrafe aus. Nach kurzem Schock und richtiger Hilf- und Hoffnungslosigkeit sagte er: „War Spaß“.
Naja, wie gesagt gegen 20:15 Uhr haben ich und die letzten beiden anderen nur noch schnell den Wisch unterschrieben, unsere Sachen wiederbekommen und schnell raus.
Draußen stand dann Jens: So ein Glücks- und Freudengefühl kannte ich noch nicht. Es war so schön, als er uns dann noch sagte, Borussia hätte 7000 € dagelassen, da war man unbeschreiblich glücklich! Mit Jens ging es dann schnell zum Hotel, da auch noch Sevilla-Leute unterwegs waren. Wir sind dann erst mal in eine kleine Kneipe, um nach über 20 Stunden die ersten Getränke und Snacks zu uns zu nehmen. Jens hatte in der Zeit Flüge und Hostel gebucht, und Freitag ging es endlich Heim.
Diese 20 Stunden hinterlassen nicht nur körperlich Spuren. Vor allem im Kopf spielt sich einiges ab. Das Ganze zu verarbeiten wird noch lange dauern, denke ich. Danke auf jeden Fall an alle Helfer und an due Leute, die an einen gedacht haben, und Leute, macht euch eins bewusst: Freiheit ist das Wichtigste und Schönste auf der Welt. Denkt da immer dran, scheißt aufs Geld oder sonst was. Genießt die Freiheiten, die wir leben, und macht euch das auch mal im Stadion bewusst. Nach diesen Tagen kann ich noch weniger verstehen, nicht Spaß an der Sache zu haben, und auch wenn in Frankfurt die Polizei mal okay war, ist für mich jedes Vertrauen in die Polizei verloren gegangen.

Montag, 13. Dezember 2010

Erinnerungen: UEFA Cup Finale 2002


Mittlerweile bin ich - rein vom Geburtsdatum her- mehr 30 als 20.
Der Kopf ist wohl meistens noch zarte 12, aber darum geht es ja jetzt nicht.

In den letzten Jahren wurde doch das eine oder andere Spiel besucht, viel erlebt, Meisterschaft gewonnen, (Finanz)Krise durchgemacht, Siege gefeiert, Derbys verloren, Derbys gewonnen, Länder bereist, mal aufs Maul bekommen, mal weniger...

Da ich ja mit den normalen Spielberichten immer total up to date bin, kam mir eben der Gedanke mal etwas aus vergangenen Zeiten zu erzählen.
Vielleicht ist es ja für den einen oder anderen ganz interessant, vor allem vielleicht für die Leute, die die Bauchtasche quasi in die Wiege gelegt bekommen haben.

Früher, ja früher war das noch anders. Da musste man sich das verdienen. Da ist man nicht eben in den Karstadt Sport und hat mit Papas schwatten AmEx die Eastpak Bauchtasche gekauft.
Auch die musste man sich verdienen, um sie neben den New Balance, dem Umbro Pulli (manche hatten sogar Umbro Westen!) und natürlich den, mit einem Knoten gebundenen, schwatz-gelben Balkenschal tragen zu dürfen.

 Früher haben wir im Krieg noch Steine gegessen!

Ist natürlich alles Bullshit, und ich versuche mich jetzt wirklich mal zu erinnern und ein paar Sätze auf das Papier Retina Display zu zaubern.


Mai 2002 - Uefa Cup Finale in Rotterdam:


Im Hinspiel des Halbfinales gegen den AC aus Mailand wurde der Grundstein für das Finale gelegt.
In einem der wahrscheinlich besten Spiele, die ich je live gesehen habe, wurde Milan mit 4-0 abgefertigt, gedemütigt und beleidigt.

Bei dem Rückspiel war ich leider nicht vor Ort und verfolgte das Spiel am TV.
Beim Stande von DreiNull für die (scheeeeeeeeeeeeeeeiss) Italiener war es ein gewisser Lars Ricken, der uns vor der heimischen Glotze und vor allem den Borussen in Mailand die verbleibende Angst nahm, dass es doch noch schief gehen könnte.

Finale ohhh oohh!

Der erste Gedanke: Ich muss dahin. Ich will da unbedingt hin.

Natürlich war Megastress mit den Eltern vorprogrammiert. „Viel zu gefährlich; Mach dich nicht unglücklich; Rotterdam Hooligans, bla bla bla“

Letztendlich habe ich mich aber natürlich durchgesetzt und die Nacht vor Vorverkaufsbeginn wurde vor der Geschäftsstelle mit vielen anderen Fans auf Campingstühlen und Liegen verbracht.
An einen der Gesprächspartner vor Ort kann ich mich noch erinnern und sehe ihn auch noch heute öfter als mir lieb ist ;)

Er ist Rennfahrer und wird Kortizzle genannt.


Viele, viele Stunden später öffneten die Türen der Geschäftsstelle und wir hielten nach einem Gedränge der Extraklasse unsere Tickets für den Oberrang in der Hand.
Die müssten so um die 35 Euro gekostet haben, also weniger als jetzt ein Gruppenspiel in Sevilla kostet.

Nachdem klar war, dass das Spiel aufgrund des Mords 1,2,3 Tage vor dem Finale an dem rechten Politiker Pim Fortuyn nicht abgesagt wird, erfolgte die Anreise in einem der zahlreichen BEST-Busse.
Mit 5 Männeken ging die Reise los und ich war der Arsch, der alleine sitzen musste.

Mein Sitznachbar war wohl so Anfang bis Mitte 20 und ziemlich in Ordnung.
Ich weiß noch wie wir begeistert über das vorletzte Spiel vor der Meisterschaft in Hamburg sprachen und wir beiden auch zufällig auf einem Bild des Gästeblocks Hamburg in der Borussia Aktuell abgelichtet waren. Sachen gibts.

Die Dortmunder Busse wurden zu einem schwer bewachten Messegelände gebracht und wir konnten dort ein wenig die Zeit verdoofen. 
Wenn ich mich recht erinnere gab es dort schon zu der Zeit ein Alkoholverbot.

Später ging es dann mit Bussen (oder waren es Straßenbahnen?) zum Stadion.
Auf dem Weg zeigte uns eine ca. 109 Jahre alte Holländerin per Hitlergruß, wie viel Sympathien für die Deutschen übrig hat.
Die teilweise mit Maschinenpistolen bewaffneten Bullen interessierte das herzlich wenig.

Am Stadioneingang gabs zig Schikanen.
So musste ich unter anderem mit ansehen, wie ein kleiner Junge seine Fahne wegschmeißen musste, weil der Stock 2 cm zu lang war.
Auch den Scheiss gibt es also leider nicht erst seit gestern.
Die Holländer hatten auf ihrer Seite einige riesigen Schwenker. Überraschenderweise galt das Verbot für sie nicht…

Es waren nicht nur die Schwenker, die den Weg ins Stadion fanden, sondern auch eine massige Anzahl an Bengalos, welche die Rotterdamer nach den Toren, Abpfiff und auch sonst bei jeder Gelegenheit abbrannten und nebenher auch ab und an in unserem Block entsorgten.
Im Oberrang haben wir nichts abbekommen, aber unten sah das teilweise leider anders aus.
Man munkelte, dass sich Dortmund im Unterrang in den Katakomben dann bei einem holländischen Mob dafür bedankte.
Bis heute habe keine Ahnung, ob das stimmt oder nicht.

Genauer weiß ich leider das Ergebnis des Spiels. Wir verloren mit 3-2 und mussten wieder einmal zusehen, wenn der UEFA – CUP überreicht wird.
Auch das Traumtor von Jan Koller – ich sah den Ball erst schon auf dem Dach vom De Kuip einschlagen- konnte dies leider nicht mehr ändern.

Besonders schade war, dass Jürgen Kohler Fußballgott den Elfmeter zum 1-0 verschuldete und Borussia ab der 30. Minute nur noch zu zehnt war.

Ebenfalls erwähnenswert ist, dass kurz vor Abpfiff wirklich jeder Käskopp am hüpfen, springen und durchdrehen war.
Ich weiß nicht, wie man das im Unterrang wahrgenommen hat, aber bei uns im Oberrang hat alles gewackelt. War schon ziemlich krass, wie das Stadion bebte. Das ist in diesem Fall keine Floskel, sondern durchaus genauso gemeint.

Nach dem Spiel ging es für uns relativ schnell wieder Richtung Dortmund.
Im Bus stellte ich fest, dass mein Nachbar von der Hinfahrt nicht anwesend war.

Seine Freunde erzählten mir, dass er sich beim Ausweichen eines Bengalos den Knöchel gebrochen hatte, und schon lange vor Abpfiff im Krankenhaus in Rotterdam war.

Den Tag danach gab es in Dortmund die offizielle Meisterfeier. 
Ich weiss gar nicht, wie viele Menschen auf den Straßen waren, aber einfach alles war schwarzgelb. 

We fuck Feyenoord, we fuck Feyenoord Rotterdam!

Samstag, 11. Dezember 2010

Gastbericht: Dortmund gegen Herne

Neben meinem beiden Lieblingssportarten Kamelreiten und der Falknerei gehe ich ja bekanntlich auch ab und an mal zwischendurch zum Fußball.

Den Platz Nullvier meiner Lieblingssportarten belegt Eishockey.
Einmal im Jahr besuche ich regelmäßig die Mutter aller Derbys:

EHC Dortmund gegen Herne d.Z.

Diese unfassbar gute Serie hält nun schon 2 Jahre lang.
Bisher konnte mir das nur einer nachmachen und dieser jemand hat auch den folgenden Gastbericht verfasst.
Viel Spaß mit dem Bericht von Kuttek!


 
EHC Dortmund - Herner EV, dieser Elch sollte nicht an uns vorüber gehen und so trommelte man den einen  oder anderen fast schon vergessenen Kollegen zusammen.
Dem Trommelwirbel folgten der allseits voll verpennte Morpedo, der italienische Einwanderer Hendrik, Florian Silbereisen, erstaunlicherweise auch der lang nicht mehr gesehene Küchenmonteur Lars alias Coco Jambo alias Christiano Ronaldo für Arme aus Bonzencity G. und auch Junkers Kneipe sollte diesen Freitag Abend geschloßen  bleiben.
Zum Spiel gibts nicht viel zu erzählen. Dortmund haute den Gegner mit 14-4 vom Eis! Ganz nett anzusehen, jedoch ohne richtige Wichserei, auch wenn Herne zwischenzeitlich mit 4 Mann aufe Strafbank Platz nehmen durfte. 
Aber uns gings ja eh mehr ums dum herum: Schon im Vorfeld wurde sich ausgemalt was für neue Storys der junge Mann uns präsentiert, der mit Herne um den Globus fährt und auch sonst immer stets den Durchblick in allen Angelegenheiten hat. Leider ist er uns nicht übern Weg gelaufen und so konnte man seine Blicke auf die 20 Jugendlichen der Herne Ultra Crew (oder so ähnlich) werfen. Nun ja, wers mag... 
Auch wenn die Jungs gegen Ende des Spiels versuchten ihre eigene Mannschaft, aufgrund es desolaten Spiels, zu verdreschen konnte dieses u.a durch das beherzte Eingreifen der 4 vom Fußball bestens bekannten Zivis, der Hunderschaft und der Reiterstaffel verhindert werden. Der Wasserwerfer kam leider zu spät um die aufgebrachte Meute zu besänftigen. Man ist es ja beim Fußball gewöhnt, dass man auf Schritt und Tritt vom grünen Mistvolk verfolgt wird, aber für meinen Geschmack war das für ein Eishockeyspiel der dritten Liga und bei 600 Zuschauern mal wieder zu viel des schlechten. 
Gerade die 4 in zivil gekleideten Fußballäffchen gingen mir den Abend son bißchen aufn Keks, da sie sich den ganzen Abend gefühlte 2 Meter neben uns platzierten. Die Jungs haben schon nen hartes Los gezogen, wenn man auf so ner Veranstaltung Wache schieben muss... Eine weitere Enttäuschung war das kein Dynamite flog und trotz mehrmaliger Aufforderung ein bestimmtes Lied nicht gesungen wurde. 
Wir hatten trotzdem unseren Spaß, was jedoch mehr der Ikone des Dortmunder Amatuersports zu verdanken war. So wollte Uwe Kisker samt Team von uns einen Kommentar zum Spiel aufzeichnen. Da ich auch nach meinem x-ten Eishockeyspiel die Regeln immer noch nicht gerafft habe, sparte ich mir einen Kommentar und Uns Uwe zog davon.
Nach Spielende und kurzem Plausch mit dem netten Dieter verschlug es uns ins Balke, wo heute alles auf Horst ging. Auch nach der sechsten Runde wollte niemand unsere spärlichen Taler kassieren und so ging es weiter Richtung City. Da Küchenlars ab dann nix mehr weiß, endet hiermit auch der Freitagabend.
Apropos Küchenlars: wo ist der überhaupt? den ham wa lange nicht gesehen!

Hannover und Freiburg

Leider müsst ihr auf Berichte aus Hannover und Freiburg verzichten, da ich bei beiden Spielen aus gesundheitlichen bzw. beruflichen Gründen durch Abwesenheit glänzte.

Natürlich habe ich nur geringfügig etwas verpasst und habe mich auch kaum geärgert.
Naja, machste nix - ausser dann mal wieder im Schnee nach Nürnberg zu fahren-der Bericht folgt zeitnah.

Heute gehts dann also gegen die organgenen grün-weissen aus Bremen und wir hoffen natürlich auf weitere drei Punkte. Falls ich irgendwann mal 3 Minuten Zeit finden sollte, wirds vielleicht auch einen Bericht geben. Ich bin da ja mehr so der zuverlässige Typ, was das Schreiben angeht!

Jetzt werde ich mich dem Lernen widmen, damit ich irgendwann mal reich werde.

Tüsskes. 

Dienstag, 16. November 2010

Eurocup die Zwote!

Hallo Ruhrpotter,
da hat man gerade den Kater vom Siegestaumel über Mainz verdaut, da geht es auch schon wieder los.
Ich liebe diesen verdammten Europapokal!
Der zweite Auswärtskick der Gruppenphase sollte uns also nach Paris führen und die Fahrt wurde mit dem Bus angetreten. Blablabla, nein wir hatten keine Ketten…
Das kommt jetzt so rüber, als würden mir die Franzosenwitze aus dem Hals raus hängen-ich kann euch beruhigen, tun sie natürlich nicht, aber wenn dann darf es bitte etwas mehr sein als der Ketten“witz“. Ich stehe mehr auf die niveauvolleren Dinger:

 „Warum haben die französischen Panzer Rückspiegel?“

„Damit sie die Front sehen!“

Hahaha!

Ihr dürft gerne weitere Witze in den Kommentaren hinterlassen - Küssle!

So genug davon erstmal und weiter im Text. Die Bustour lief echt ruhig ab, doch ab und an war unser - alles in allem korrekter Kutscher - schon ein wenig genervt. Vor allem wenn mal wieder jemand durch den Bus lief oder im Gang stand fand Kollege Mehmet das weniger gut und wollte schon von seinem "Hausrecht" Gebrauch machen. War aber alles halb so wild.
Leute, das muss aber auch nicht sein, ich habs euch ja schon immer gesagt…

Drei Pausen (eine davon mit leckeren Hotdogs- Thanks!) und einige Stunden später fand man sich im Verkehrschaos mitten in Paris auf der Straße zum Triumphbogen wieder.
Nach 2 km Strecke und einer knappen Stunde später passierte man diesen und ich konnte die erste Sehenswürdigkeit abhaken. War ich doch vorher noch nie in der Stadt der Liebe gewesen – noch nichteinmal mit einem Taxi.
Paris und Taxi hängt mir anders als die Witze übrigens wirklich zum Hals raus, aber irgendwo musste man das doch unterbringen, oder? 

Gut gut, also den größten Kreisverkehr der Welt überlebt und dann mit den anderen Freunden (einer davon mit einem Brustbeutel, weil die Franzosen ja klauen wie die Raben-vor allem unter dem Eifelturm!!!) weiter zu Sehenswürdigkeit Nummer 2 – dem guten, alten Eifelturm.

Der Bus hielt, wir holten palettenweise Dosenbier, Cola und Co. (günstig in dem Lieblingsnachbarland erstanden) aus dem Bus, um den Pariser Preisen ein Schnippchen zu schlagen und machten uns dann auf den Weg zum großen, rostigen Turm, wo uns schon ein beachtlicher Haufen Dortmunder erwartete.
Im Vorfeld wurde der Platz rund um den Eifelturm als Treffpunkt ausgerufen.
Diesem Aufruf folgten dann auch einige Tausend Borussen. 

Beeindruckend und für mich mit dem anschließenden Marsch dann auch das Highlight der Fahrt.
Immer wieder gabs laute Gesänge, viel Pyro und es war einfach geil mit soviel tausend Mann und vor allem auch den Jungs, die in Deutschland nicht dabei sein dürfen sich in einer fremden Stadt und sogar einem fremden Land zu präsentieren – und das übrigens alles ohne die Polizei.

Europapokal, Baby!

Außerdem ist jetzt - dank der, dem Alkohol nicht abgeneigten, Fanmasse- jeder japanische und chinesische Eifelturm-Tourist mit dem Namen unseres "Schnäppchens" vertraut.


 Nachdem dort einige Stunden verbracht wurden, einige Dosen geleert wurden, ein Schlachtfeld hinterlassen wurde und viele Fotos geschossen wurden- auch an dieser Stelle nochmals vielen Dank an den besten Fotografen der Welt: Daniel „Spermo“ G. (Sorry Arthur ;-)  – ging es auf zum Stadion. 
Dem Marsch, der dann doch „nur“ bis zur Metro ging schlossen sich nahezu alle anwesenden Dortmunder an und so kam auf eine stattliche Zahl von ein paar Tausend Mann, die jeden Moment nutzen um die nächste Fackel anzustecken oder ein bisschen Rauch in den Pariser Abendhimmel zu jagen. Geiles Bild!
An irgendetwas hat mich diese Szenerie erinnert... ;-)


Als der Großteil der Leute bereits im Stadion war gab es dann noch für einige Fans direkt vor den Stadiontoren eine Gratis Pfefferdusche. 
Es ist nichts, aber auch gar nichts vorgefallen, aber irgendwie muss man ja das Aufgebot auch begründen oder was weiss ich.

Während sich die Bullen im Vorfeld noch so schön im Hintergrund gehalten bzw. gar nicht präsent waren, sah es im Stadionumfeld ganz anders aus.
Zig Berittene, Pfefferkanister, Wasserwerfer von denen die deutschen Psychos träumen und wahrscheinlich schon dieses Jahr gerne gegen Rentner und Kinder bei S21 eingesetzt hätten und eine Grundaggressivität, die nicht mehr feierlich war.

„Die Polizei in Paris ist eben nicht zum reden da!“


Im Stadion waren dann sicher knapp 10.000 Schwarzgelbe, welche sich einen dreiseitigen B-V-B Wechselgesang und anderes Liedgut um die Ohren pfefferten und auch so gut Rabatz machten.
Schade, dass wir so aufgeteilt wurden und in jedem Eckchen des Stadions ein paar tausend Leute standen.
Traumhaft wäre die gesamte Hintertortribüne gewesen, denn durch die Verteilung konnte das gesamte Potenzial der Masse leider nicht ganz abgerufen werden.
Im Stadion selber waren wohl circa 20.000 Fans, so dass Deutsche und Franzosen mengenmäßig circa gleichauf waren.
Lautstärkentechnisch natürlich alles klar in Dortmunder Hand, was aufgrund des Boykotts der aktiven Pariser Gruppen auch nicht überraschte.


Viel zu spät begann Borussia den Druck richtig aufzubauen und dadurch die drei Punkte mitzunehmen. In der Schlusssekunde vergaben erst Lewandowski und dann Kagawa im Nachschuss eine 99-Prozentige.
So endete das Spiel torlos und wir müssen uns wahrscheinlich damit abfinden, dass nach dem Spiel in Sevilla der nächste Europapokal-Bericht erst im Sommer 2011 folgen wird. Vielleicht schreibe ich dann einen Reisebericht aus Barcelona oder Mailand. 
Vielleicht geht auch noch was, aber ich habe da wenig Hoffnung. Zu gering scheinen die Chancen auf ein Weiterkommen.
Vielleicht soll es so sein, vielleicht geht es weiter. Eins ist jedoch sicher. Wir können alle sehr stolz auf diese Mannschaft aber auch auf uns sein.

Sonne, Suff, Sevilla… und ein Fünkchen Hoffnung!

Nach dem Pokalaus ist vor der Tabellenführung...

Nach dem grandiosen Spiel in der Provinz hinter Frankfurt sollte es diese Woche noch zum Spitzenreiter nach Mainz gehen.

Immer gutgelaunt mit 8 Cocas oder wahlweise 8 Brinkhoffs (ist das eigentlich zuviel Klischee? Ich denke schon, aber ist ja auch latex) im Gepäck wurde die Reise nach Mainz per WET angetreten. Das wird übrigens auch immer teurer…

Meines Erachtens hätten es ein paar mehr Fussballfreunde im Zug sein können, aber da steckste eben nicht drin. Dafür nur Gute an Bord, NUR! 

Abgesehen davon wurden wir ja noch von unseren grünen Freunden begleitet, die also schon wieder am Wochenende „arbeiten“ mussten. Einige waren darüber offensichtlich wenig erfreut und ließen ihrem Ärger dann auch verbal ab und an freien Lauf, aber da hört man ja mittlerweile einfach drüber hinweg und wünscht Ihnen A... – denn keine Krankheit ist schlimmer!


So genug Sympathien ausgetauscht und mal wieder die Konzentration auf das Wesentliche:
Nach doch relativ ruhiger Hinfahrt erreichten wir Mainz und liefen dann mit allen Zugmenschen bei schönstem Herbstwetter recht zackig zum Stadion.

Wir waren so früh dran, dass die Stadiontore noch verschlossen waren und wir dann wie die H.o.n.K.s vor der Uni standen, da die Polizei den Bereich umstellte und wir erstmal richtig doof aus der Wäsche schauten.
Durch ein verdammt geschicktes Manöver ist es uns jedoch gelungen den halbherzigen „Kessel“ zu verlassen und ein paar Meter weiter mit den ortsansässigen Fleischfachverkäufern noch ein oder zwei Bier zu trinken.
Da der Gästebereich in Mainz nicht zu den besten der Liga gehört, tauschten Mops und ich unsere Steher noch gegen 2 Sitzer auf der Hintertortribüne und fanden uns kurz vor Anpfiff auf selbiger ein.

Im eigentlichen Gästebereich gab es zum Anpfiff eine sehr ansehnliche Choreo. 
Rechts und links gelbe Plastikdinger und in der Mitte schwarze Plastikdinger. Vor dem Block hing ein großes BVB-Banner. Bilder gibt es auf den bekannten Seiten…
Danke an die Macher, sah sehr gut aus!

Stimmungsmäßig lief es auch ganz rund und so wurden die Mainzer nicht nur auf dem Platz in die Schranken verwiesen.

Zweinull Sieg, Roman W. hält einen Elfmeter in einer verdammt wichtigen Phase des Spiels, Spitzereiter, gutes Wetter, gute Stimmung, bissle tanzen und Küssle!
Läuft doch, sag ich mal.

Die Rückfahrt verging dann mal wieder recht zackig und feucht fröhlich - dennoch
schön zu sehen, dass man sich auch ohne Polizeibegleitung benehmen kann und die Abteile so verlassen wurden, wie sie vorgefunden wurden!

In einer bekannten Dortmunder (Szene)Kneipe ging es dann unter anderem mit Frong R. und anderer Prominenz bei viel Biersen und guter Laune weiter um irgendwann aufzugeben und schließlich doch noch ein bisschen Schlaf zu finden – Sollte es doch Mittwochnacht schon wieder auf Achse gehen!

Servus Frong - Die Ruhrpottasis sind wieder da…

Wie immer im Pokal...


DFB Pokal: Kickers Offenbach – Borussia Dortmund am 27.10.2010 um 20.30 Uhr
Bieberer Berg, 25.000 Zuschauer, ausverkauft


Kurz nach der Auslosung der zweiten Runde im Pokal habe ich mich noch über das Los gefreut.
Entfernungstechnisch nicht so ein Desaster wie Burghausen und dennoch eine machbare Aufgabe. So dachte man zumindest...

Dazu kam die Vorfreude auf den Bieberer Berg, welchen ich bis dahin noch nicht besuchen konnte und welcher eine akzeptable gegnerische Szene beherbergt.
So dachte man zumindest...

Die Anfahrt erfolgte mit vier Mann mittels PKW. 
Lief soweit bis kurz nach Frankfurt auch ziemlich reibungslos, allerdings folgte dann ein ziemliches Verkehrschaos und man war gefühlt nochmal so lange unterwegs wie von Dortmund nach FFM.
Dementsprechend spät (auch dank sinnlosem Umleiten der Freunde & Helfer) war man erst im Stadion.
Offenbach mit einer kleiner „Choreo“ (Spruchband „Oldschool in Runde 3“ und daneben 2-3 Blockfahnenlappen, von denen man nix erkennen konnte) und ab und an lauten Gesängen – unterstützt durch die Dächer über den Tribünen. 
Ohne diese wäre der Support sicher genauso tot wie im Gästebereich gewesen. Ziemlich erbärmlich auf Dortmunder Seite, aber das Spiel gab wirklich auch null Anlass irgendwie euphorisch zu werden.

Zur Halbzeit stand es Null-Null und ich befürchtete bereits jetzt, dass es dabei bleiben sollte.
Richtig vermutet und so ging es nach 90 Minuten in die Verlängerung, welche dann wiederum vom Elfmeterschießen abgelöst wurde. 

Was jetzt kommt ist so klar, wie das Amen in der Kirche.

RAUS!

Erwähnenswert noch, dass Roman W. tatsächlich einen Elfmeter hielt, was aber bekanntlich nicht reichen sollte.
Sinnvollerweise dann nach dem letzten Elfmeter etwas Pyro im Gästeblock. Wow!

Genauso sinnvoll wurde man auf dem Weg zum Auto wieder mehrmals von der lieben Polizei umgeleitet, statt einfach direkt zum Wagen gehen dürfen. Danke für weitere 20 Minuten Umweg.
Macht nix, war ja noch relativ früh und keiner von uns musste morgens arbeiten..

Die Rückfahrt lief nach dem ersten Chaos dann erwartet problemlos.
Abhaken und auf die (Europa)Liga konzentrieren!

Karneval Borussia!

Es ist bereits ein paar Tage her, dass Borussia Dortmund zum Spiel in Köln angetreten ist. Um genau zu sein war es gestern vor genau einem Monat.
Nichts desto trotz oder gerade deswegen möchte ich euch mit ein paar Zeilen an diesen schönen, verregneten Freitag erinnern.
Köln gehört eigentlich immer zu den Auswärtsspielen, die mir am liebsten sind.
So sollte es auch diesmal wieder sein: Freitagabend, Flutlicht, nettes Stadion, entspannte Anreise.

Letztere erfolgte natürlich per Zug bis Deutz, von wo man dann mit der Straßenbahn weiter zum Stadion düste. Diese Fahrt zieht sich zwar immer ewig (gefühlt mindestens so lange wie die Anreise von Dortmund bis Deutz per Zug selber) aber auch dies wurde gerade so geschafft und anschließend ging es für uns erst relativ spät ins Stadion, weil sich diverse Leute mit Karten eindecken mussten.
Obwohl wirklich noch viele Dortmunder vor dem Stadion eine Karte suchten, wurden die Suchenden zu einem vernünftigen Kurs fündig.
Kaum im Gästeblock angelangt konnte man auch direkt die sehr ansehnliche Choreo der Kölner bewundern. Auf die Choreo selber will ich gar nicht weiter eingehen, am besten schaut ihr euch die Bilder auf der Seite der Horde an. Feines Teil!
Zum Kölner Anhang kann man außerdem noch die Spruchbänder zur „Kein Zwanni fürn Steher“ Kampagne erwähnen, ansonsten war eigentlich nicht viel los. Von den Rängen kam an Lautstärke recht wenig.
Den Dortmunder Auftritt habe ich durchwachsen in Erinnerung, wobei es sicherlich auch einige Ausreißer nach oben gab.
Gerade aber weil wieder ziemlich viele Borussen den Weg nach Kölle fanden, sollte man doch einfach immer mehr erwarten und geben.
Mehr Power, mehr Lautstärke, mehr mehr mehr!


Nach dem Einsnull durch Kuba in der 20. Minute plätscherte das Spiel so vor sich hin und scheinbar waren dann auch beide Parteien mit dem Spielstand zufrieden.
Nur der pöbelnde Prinz Poldi zeigte uns und vor allem unserem Vorzeigetürken Nuri Sahin kurz vor Schluss in der 82. wo der Hammer hängt und vor allem wer Tage zuvor das Länderspiel in der Euro-Quali mit Dreinull gewonnen hat. Ähm, ja... 

Nuri ließ sich aber nicht lange bitten und revanchiert sich bei dem frechen Prinzen mit dem Siegtreffer zum Zwei-Eins in der 91. Minute. Last Minute BVB!
Die Folge war ein großartiges Ausrasten im Gästebereich und weitere drei Punkte auf dem Weg zum Ziel  - wie auch immer es heißen mag…


Nachdem wir uns noch ein bisschen von der Polizei festsetzen und beleidigen lassen mussten, haben wir festgestellt, dass wir jetzt noch etwas trinken gehen und keinen Wochenenddienst schieben müssen und zudem sowieso auch noch Nullvier Mal mehr verdienen als der typische Durchschnittsbulle, der uns so gerne begleitet, weil wir den BVB so gerne begleiten.


Auf gehts Dortmund!

Dienstag, 9. November 2010

Und es geht bald wieder los...

Nachdem Ihr nun wochenlang auf ein Update warten musstet, werdet Ihr euch weiterhin ein paar Tage gedulden müssen :)

Im Laufe der Woche werde ich ein paar neue Berichte online stellen.
Mit dabei ist dann u.a.ein kurzer Bericht vom Kracherpokalspiel in Offenbach, dem Kick in Paris, Köln und diversen Heimspielen.

Bis dahin quäle ich mich weiter im Büro.

Tüsskes

Dienstag, 5. Oktober 2010

Meisterschaftsträume


Borussia Dortmund – FC Bayern München, Westfalenstadion


Es ist Sonntag der 03.10.2010.
Das Westfalenstadion ist bei wunderbarem Herbstwetter gänzlich ausverkauft und heute wird der große FC Bayern zu Gast sein.

In der sechsten Spielminute kommt Lucas nach Pass von Großkreutz auf der linken Seite an den Ball. Er flankt rein und die dusselige Innenverteidigung in Person von Martin Demichelis bugsiert sich die Kugel selbst in die Maschen.
Das frühe 1-0 für den geliebten Ballspielverein und die Süd dreht auf!
Von nun an spielt 84 Minuten nur noch eine Mannschaft. Der FC Bayern!
Es soll allerdings bei der glücklichen Führung bleiben und so kann der BVB weitere drei Zähler auf dem Punktekonto verbuchen.

Jeder, der mich nun für vollkommen strulle hält, den kann ich beruhigen. Dieses Spiel fand am Sonntagmorgen früh um Neune mit Hilfe von Fifa 11 auf der Playstation statt und hat mich zu einem 1-0 Ergebnistipp verführt – der, wie es für meine Tipps üblich ist, natürlich nicht aufging.

Nun aber mal raus aus meiner Comicwelt und rein ins echte Leben.
Das Westfalenstadion war selbstverständlich auch hier brechend voll und somit ausverkauft.
Man mag es kaum glauben, aber auch das Wetter war Sahne. Bei mehr als 20°C schmeckte das Bierchen in der roten Erde gleich doppelt so gut. Einfach perfektes Fussballwetter.
Schade nur, dass  heute Sonntag ist, aber wenn man am vergangenen Donnerstag noch international spielt, dann lässt sich das Sonntagsspiel wohl kaum vermeiden.
Natürlich trotzdem ärgerlich für die Fans, die wirklich aus Bayern anreisen, auch wenn das wohl die wenigsten waren. Der Großteil kam eher aus dem Umland, aber das ist ja nichts Neues.
Die Roten wurden noch durch ein paar Bochumer Jungen (pffft pffft pffft) unterstützt, welche mit ihrem Verein derzeit in Liga 2 rumdoofen und fast so erfolgreich wie Gelsenkirchen spielen. Grüßt euch, Freunde…

Trotz der Niederlage am Donnerstag gegen Sevilla war die Süd (und auch die anderen Tribünen und Ecken) in bester Laune. Mit viel Getöse wurden einige Chancen der Bayern gesehen und dank dem Vorzeigetorjäger Mario Gomez ging es dann glücklicherweise mit einem 0-0 Unentschieden in die Pause.
Noch lag ich mit meinem Tipp also gut im Rennen.
Als dann in der 52. Minute das Einsnull durch Lucas fiel, gab es auf den Rängen kein Halten mehr. War schon ganz gut, muss ich sagen!
Als Nuri dann noch mit einem direkten Freistoßtreffer keine zehn Minuten später das Zweinull markierte, wurde es nochmal einen Tacken lauter. Machte richtig Laune! Der Tippschein war natürlich fratze, aber mal ganz ehrlich: Wer tippt auch auf einen knappen Einsnull Sieg, wenn man gegen den Tabellenneunten spielt und selber Meisterschaftsambitionen hat…
Warten wir mal noch ein wenig ab, aber träumen soll wohl erlaubt sein. Für alles Andere ist es einfach noch viel, viel zu früh.

Nachdem die Bayern dann mal locker nach Hause geschickt wurden und mit der Mannschaft noch ein kleines Tänzchen veranstaltet wurde, blieb die Süd noch ne gute halbe Stunde (oder sogar länger?) gefüllt und wollte nur einen sehen und ohne diesen auch nicht nach Hause gehen.
Jüüüüüüüü-üüüüüüüürgen ist der geilste Klopp der Welt erschien dann nach einiger Zeit vor der Süd und feierte mit den verbliebenen (bestimmt 30.000 waren noch im Stadion) Borussen ab. Ich bin mir jetzt nicht ganz sicher, welche der beiden Parteien dabei mehr Spaß hatte.
Sympathischer Kerl, aber das weiß man ja nicht erst seit gestern – erwähnen wollte ich es trotzdem noch einmal.
Da läuft im Moment einfach alles gut zusammen und macht richtig Spaß.

Wer hat heute nix zu feiern? Matze Knop!


Sonntag, 3. Oktober 2010

Derby!

Schalke 04 – Borussia Dortmund am 19.09.2010, Gelsenkirchen

Aufgrund des bekanntes Protestes unter dem Motto „Kein Zwanni fürn Steher“ besuchte ich das Derby wie viele andere Borussen nicht und dementsprechend wird es auch keinen wirklichen Bericht dazu geben.
Trotzdem möchte ich wenigstens ein paar wenige Zeilen verfassen und euch meine Ergüsse nicht vorenthalten.
Offiziell schlossen sich mehr als 1.600 Borussen an, die ihre Karten zurückgaben.
Die Dunkelziffer liegt allerdings noch entsprechend höher, da bereits im Vorfeld  viele Fanclubs und Einzelpersonen angekündigt hatten ihre Kontingente bzw. ADK nicht abzurufen und dem Drecksloch fernbleiben zu wollen.
Mit dieser Zahl kann man doch sehr zufrieden sein und auch wenn die Lücken im Gästekäfig für den normalen Betrachter nicht so präsent waren, so weiss man doch als regelmäßiger Besucher, dass wirklich viele Leute fehlten.
Freie Treppen, Ordner im Block und leere Reihen direkt hinter dem Plexiglas bestätigen dies.

Als Alternative wurde im Vorfeld ein gemeinsames Derbygucken angekündigt, zu dem es aber leider aufgrund von irrsinnigen Sicherheitsvorkehrungen und Auflagen nicht kommen sollte bzw. durfte. Erbärmliche Schikane!

Den Organisatoren kann man da sicher keinen Vorwurf machen, trotzdem ist es sehr schade, dass die Protestler nicht alle gemeinsam schauen konnten und so auch kein weiteres medienwirksames Echo erzeugen konnten.
Man stelle sich nur mal zwei- bis fünftausend Mann in der roten Erde vor...

Nichtsdestotrotz liegt es nun an uns allen, die Sache weiter mit Leben zu füllen und zukünftig erfolgreich mit dem Protest gegen die hohldrehende Preisspirale anzugehen!

Das Spiel selber wurde ohne Gefahr 3-1 gewonnen und viele neue Derbyhelden wurden geboren. Allen voran ein kleiner, quirliger Japaner, der spätestens an diesem Tag sämtliche Dortmunder Herzen im Derbysturm eroberte.

Es war schon sehr erschreckend, wie leblos sich der Feind präsentierte und sich der Schande, die wir ihnen mit Freude zugefügt haben, ergeben hat!
Abgesehen davon war Borussia saustark und man hätte ohne Übertreibung auch 6 – 1 in dem Puff gewinnen können.
Ich nehme ja an, dass man sich das nur für das Rückspiel aufgespart hat, wenn wir dann alle hoffentlich wieder dabei sein werden.


„Mensch, weisste noch? Saison 2010/2011, in der wir die Pisser 2-mal weggeballert haben?“ 

„Klar, die Absteiger!“


Ich gehe mal davon aus, dass die Spieler selber diesen Tag auch nicht vergessen werden, wurde ihnen doch in Dortmunder noch ein richtig feiner, lauter und feuriger Empfang von den Protestlern bereitet, dem sich wohl circa 500 Mann anschlossen! Kagawa Shinji und die anderen Helden hatten auf jeden Fall sichtlich ihren Spaß.

Derbysieger, Baby!

Donnerstag, 30. September 2010

Karpaty Lwiw - Borussia Dortmund

Karpaty Lwiw – Borussia Dortmund am 16.09.2010 im Stadion Ukrayina, Ukraine 

Ich weiss nicht so recht, wie ich mit diesem Reisebericht beginnen soll. Mehrere Ideen schwirren mir im Kopf herum. Soll ich mit der eigentlichen Reiseplanung und den Eckdaten der Tour beginnen? Mich über die 20 Euro für die Eintrittskarte auslassen und berichten, was man für 20 Euro sonst alles so in der Ukraine kaufen kann? Soll ich mittendrin anfangen und von zig fliegenden Gegenständen erzählen, um dann einen Zeitsprung in die Vergangenheit zu machen?


Alles Wurst, also erzähle ich lieber wie Kollege Meerschweinchen beinahe den Flieger verpasst hätte.
13.50 Uhr am Mittwochnachmittag: Mein Vatta fährt mich gerade zum Flughafen Dortmund, als mein Handy klingelt. Wie erwartet ist Mops dran.
Das Gespräch lief ungefähr so ab: Ey, biste schon unterwegs zum Flughhafen? Ja, logo. Um 14.50  Uhr schließt das Gate, wie kommst du denn hin? Ähh,ja…Keine  Ahnung. Ja dann sieh mal zu, bis gleich.
Ziemlich  genau eine Stunde später haben wir uns dann doch am Flughafen gesehen. Nach einem Sprint von P6 bis zum Sicherheitscheck (circa 20 – 25 Minuten Fußweg bei normalem Tempo) und dreisten Lügen, um sich an der Riesenschlange vor dem Abflugbereich vorbeizumogeln, wurde unsere Reisegruppe tatsächlich noch durch den nass geschwitzten Mops komplettiert und wir konnten mit 6 Mann Richtung Warschau fliegen. Planung ist eben alles!
Nach ruhigem (Billig)flug fuhren wir in Warschau direkt per Taxi zum Hauptbahnhof. Noch konnten wir nicht ahnen, dass dies die angenehmste und entspannteste Taxifahrt der nächsten Tage werden sollte – auch wenn Shorty dem Kotzen nur durch einen sehr hektischen Sitzplatzwechsel entgehen konnte. Nebenbei begeisterten wir den Kutscher noch mit feinstem Schulenglisch und genossen den polnischen Feierabendverkehr.
Der  ursprüngliche Plan den direkten Nachtzug nach Lwiw zu nehmen wurde aufgrund von fehlender Zeit, fehlender Tickets und vor allem fehlendem Proviant schnell wieder verworfen und so blieben uns noch ein paar Stunden zum einkaufen und besichtigen von Warschau.
Zumindest haben wir irgendeine Kirche gesehen und ein feines Einkaufszentrum. Achja, außerdem gab es keine Magnete im Hardrock Cafe. Später wurde Katas Laune durch eine Flasche polnischen Wein dann aber wieder gesteigert – von uns männlichen Mitstreitern wurde die Variante Dosenbier gewählt – macht bekanntlich ja auch schlau!

Noch eben was futtern, 2 Bierchen in einer der Bahnhofskneipen und los zum Gleis.
Nach dem versäumten Direktzug haben wir uns für die Variante Zug nach Krakau, dort 3 Stunden Aufenthalt und per Zug weiter nach Przemysl - bei uns Vollkutten auch eher als Prüssemüssel bekannt (23 Euro mit Sitzplatzreservierung). Die Fahrt nach Krakau verging wie im Fluge – kein Wunder, wurde doch der Proviant schnell und zügig aufgebraucht. Die Szenerie erinnerte mich ein wenig an die Sonderzugfahrt nach Udine. Auch hier wurde die eine oder andere Flaschen- bzw. Dosenpost auf die Reise geschickt.
In Krakau selber haben wir dann noch ein paar weitere Dortmunder getroffen und sind mit ca. 10 bis 12 Mann in die Altstadt  um eine gemütliche Kneipe zu suchen – diese wurde auch schnell gefunden.
Erwähnenswert ist noch, dass Mops  hier zahlreiche Kopfnüsse verteilt hat und dann aber auch Ruhe war!
Der Zug von Krakau nach Przemysl war relativ voll und so haben wir uns alle ein wenig verstreut. Ich fand neue polnische Freunde, die überraschenderweise Wodka tranken. Ablehnen wäre unhöflich…
Neben dem Wodka müssen wir uns bei den Polen auch für überlebenswichtige Tipps bedanken: „Wenn ihr da bumsen wollt, und Angst vor Aids habt, müsst ihr euch einfach die Ohren zuhalten!“ Danke, Jungs. Man lernt eben nie aus.

Was die anderen so getrieben haben, weiß ich gar nicht genau. Ich bin einfach irgendwann eingeschlafen und wurde später von einem ekligen Schmockpimmel geweckt, der 10 cm vor meinem Gesicht rumbaumelte. Wahrscheinlich war H. nur so froh, dass er endlich seinen Rucksack wieder gefunden hat und wollte mit dieser Geste seine Erleichterung ausdrücken.
In genau diesem Moment stelle ich übrigens fest, dass Microsoft Word das Wort „Schmockpimmel“ kennt und mir nicht rot anmarkert. Danke Bill für diesen heiteren Moment. Aber dies nur am Rande und nun zurück zum Tourbericht.
Ich muss gestehen, dass mir an dieser Stelle ein wenig Erinnerung fehlt. Irgendwie kamen wir dann jedoch in Przemysl an und sind mit einem Bus zur Grenze gefahren, die dann per Pedes überquert wurde.
Das ging alles recht flott und dank unseren polnischen Dolmetschern kamen wir mit einem 20 Mann Bus (definitiv mit TÜV-Abnahme, es fehlte nur die Umweltplakette) zügig weiter und direkt nach Lemberg rein.
Mittlerweile war übrigens Donnerstag – ich tippe so auf 12 Uhr mittags Ortszeit. Die Stunde Zeitverschiebung hat mich doch das eine oder andere Mal irritiert ;-)
Wir waren also schon knappe 24 Stunden unterwegs. Leicht verkatert, aber dennoch recht fit wollten wir im Bahnhof unsere Rückfahrt buchen. Freitag Nacht, 23.59 Uhr war das angestrebte Ziel.
Kannse knicken! Nachdem die Eulen uns von Kasse 2 zu Kasse 1312 und dann zurück zu 20 geschickt haben, hieß es dort nur: NO TICKETS! Ja, watt? NO TICKETS. Überflüssig zu erwähnen, dass die alte Kackkuh nichts anderes auf Englisch konnte als…ja richtig, genau: NO TICKETS!!!!!
Passierschein A38 lässt grüßen!
Selbstverständlich haben wir uns höflich verabschiedet und sind dann nach gefühlten 4 Stunden raus aus dem Bahnhof. Wir wollten es einfach am nächsten Tag noch mal versuchen oder aus dem Hotel irgendwie mit Hilfe der Angestellten per Telefon oder Internet buchen – hat natürlich nicht geklappt, aber dazu später dann mehr.
Im Bahnhof haben wir noch einen Dortmunder getroffen, dessen Gesicht schon übelst von der Gastfreundlichkeit der Zig… äh Ukrainer gezeichnet war. Aufpassen war angesagt!

Vom Bahnhof ging es erstmal per Taxi  zum Hotel. Zumindest die ersten Kilometer haben wir im Taxi verbracht. Aufmerksame Leser wissen, dass wir zu sechst unterwegs waren. Großraumtaxen gibt es dort einfach nicht. Da die Ukrainer generell aber ziemlich schmerzfrei sind (vermutlich weil sie sich eh von jeder Schandtat freikaufen können), konnten wir dann insgesamt zu siebt im Taxi fahren. Meiner Fettleibigkeit sei dank saß ich vorne, während Mopedo, Shorty Thore und H. hinten saßen. Kata wurde einfach quer drüber gelegt und H. hatte einmal mehr die Gelegenheit an ihren Zehen zu nuckeln. Er hat sich allerdings wieder nicht getraut. Aaaaaaaaaarmiiiin!

Das pussiale Verhalten seitens H. sollte sich aber tatsächlich noch fortsetzen. Nach einer knappen halben Stunde im Taxi wurde  es ihm doch ein wenig eng und warm. Der Fahrer hielt es auch nicht für nötig mal ein Fenster zu öffnen oder gar die Klima anzumachen (Haha…), so  dass wir uns dann doch entschieden den Rest des Weges bei lockeren 20° C zu laufen. Bis der Pansen von Fahrer das mal verstanden hat, vergingen locker weitere 10 Minuten, so dass die hinteren Mitfahrer kurz vor einem Nervenzusammenbruch standen. Einfach aussteigen ging nicht, weil der Fahrer nur von der Fahrerseite die Türen und Fenster öffnen konnte.
Das Leben ist eben kein Pferdehof, wie der Mops sagen würde.

Auf dem Weg zum Hotel haben wir dann noch den Moppel (nicht mit Mops zu verwechseln, wir Dortmunder haben halt einfach teilweise nen Kilo zuviel druff) getroffen, der bereitwillig Fernsehinterviews gab. Wahrscheinlich hat er sich über die Polen geärgert, die ihn die Nacht zuvor im Schlafwagen „ausgeraubt“ haben…

Ankunft Hotel:
Von außen ein feines Ding, Lobby auch fein und am Schalter wurde tatsächlich Englisch gesprochen. Schnell die Zimmer abgecheckt (aber auch erst nachdem Mops und ich noch eine knappe Stunde auf unsere Suite warten mussten) und dann weiter.
Kata und Thore, Shorty und H., Mops und ich teilten uns jeweils ein Doppelzimmer.
Die  Nacht kostet hier im Hotel George 35 Euro für das Doppelzimmer. W-Lan und Frühstück waren inklusive.
Wie fast überall in der Ukraine gab es allerdings auch hier einen Haken. Über den Schmock im Zimmer und die zu kleinen Betten kann man ja noch hinwegsehen, aber wenn dann stundenlang das verdammte Wasser ausfällt, dann ist das echt nicht ganz so geil.  Ihr könnt euch sicher vorstellen, wie der Pott aussah…
Wasser statt W-Lan, Freunde!

Nun gehts ab in die City. Sightseeing!
Ähm, nö, doch nicht.
Also auf in den 10 Minuten Fußweg entfernten Biergarten zu den anderen Dortmundern. Mit circa 200 bis 300 anderen Jungens und wenigen Mädels verbrachten wir dort einige Stunden und ließen uns das Bierchen schmecken. 0,5er Flaschenbier kostete hier übrigens umgerechnet circa 50 Cent. Die Schachtel Luckys am Kiosk nebenan schlug mit knapp siebzig Cent ein. War auf jeden Fall (b)rauchbar.
So lässt es sich also aushalten…

(Ost)Europapokal, Baby!

Den nächsten Abschnitt zu beschreiben, fällt relativ schwer, da man in solchen Situation alles nur sehr hektisch und schnell wahrnimmt. Ich möchte es dennoch versuchen.
Nach relativ ruhiger Stimmung und im Vorfeld nur kleinen Scharmützeln, von denen ich persönlich auch gar nichts mitbekommen habe, sollte es dann doch noch recht brenzlig werden.
Nach einem kleineren Angriff von Kaparty auf vereinzelte Leute merkte man, dass „Ärger in der Luft liegt“.
Je nach Typ stieg die Nervosität oder Vorfreude der anwesenden Dortmunder minütlich und man wartete auf den Gegner. Gerüchten zufolgen handelte es sich bei dem Brunnen und dem kleinen Park unmittelbar vor dem Biergarten um den Startpunkt der Ultras Banderstadt, die regelmäßig von dort zum Stadion aufbrechen. Es wurden Zahlen von über 1.000 Mann genannt, die sich dem Marsch bei den Ligaspielen anschlossen.  Wie auch immer, in solchen Momenten wird immer viel spekuliert und plötzlich ist jeder Hansel aber so was von im Thema und kennt sich ja auch mal richtig gut aus…
Die vielen Spekulanten sollten aber dennoch recht behalten.

Spätestens als einige hundert Meter entfernt laute Gesänge losknallten, die nur von mehreren Böllerschlägen unterbrochen wurden, war fast allen klar, was gleich passieren würde.
Im Horizont erstrahlte ein riesiger Mob, der von X bengalischen Lichtern untermalt wurde.
Man wurde etwas unruhig auf Dortmunder Seite.
Im nächsten Moment weiss ich nur noch, wie ich in einer Ecke in des Biergartens stehe und nicht mehr vor und zurück komme. Sekunden später stehe ich vor 4-5 Gegnern mit Sturmhauben und Stöcken. Uncooles Gefühl in dem Moment, aber alles lief gut.
Es war glücklicherweise doch mehr Schein als Sein, denn die Jungs haben sich von einem der wenigen Cops vertreiben lassen.
Ich orientierte mich direkt wieder in Richtung der noch anwesenden Dortmundern weiter auf die rechte Seite des Biergartens, während ich allerhand Geschossen auswich. Leuchtspur, Bengalos, Steine und Flaschen wechselten die Seiten wie ukrainische Nutten die Freier.
Neben mir hatte ein Kollege nicht ganz soviel Glück und wurde von einer Flasche am Schädel gestreift. Hatter dennoch Glück im Unglück gehabt, das Ergebnis war nur eine kleine Platzwunde.
Ich weiss gar nicht, wie lange das ganze Spektakel ging; ich würde auf einige Minuten schätzen. Nachdem dann eine größere Zahl von Bullen und Miliz eingetroffen ist, beruhigte sich die Lage etwas. Vereinzelt flogen noch Dinge durch die Luft, aber selbige war dann auch raus.
Körperlichen Kontakt gab es kaum bis gar nicht am Biergarten – zumindest habe ich soweit nichts mitbekommen.
Später berichteten mehrere Augenzeugen, dass die Bullen anfangs scharfe Waffen gezogen haben, da sie vollkommen überfordert waren und in der krassen Unterzahl zwischen circa 1.000 Ukrainern auf der einen und 200 Dortmundern auf der anderen Seite standen.
Weitere Berichte besagen, dass Dortmunder, die den Biergarten verlassen haben von Kaparty mit Dolchen verfolgt wurden. Auch da weiss ich leider nichts genaues, will aber noch mal darauf hinweisen, dass man vieles in der Hektik auch nicht richtig wahrnimmt. Ich für meinen Teil habe zum Beispiel plötzlich einen kleinen Baseballschläger auf unserer Seite gesehen, der sich dann später nur als überdimensionale Pfefferkeule entpuppte, die hinter der Theke gefunden wurde :-) 

Europapokal, Baby!

Großteils unbeschadet ging es dann mit kurzfristig organisierten Bussen für alle zum Stadion. Diese Busse wurden wohl einfach aus dem normalen Verkehr gezogen und für uns bereit gestellt. Ich schätze, dass die Busse von Jens und dem Fanprojekt (?) geordert wurden. Auf jeden Fall ein feiner Schachzug!

Am Stadion war dann noch einmal Spießrutenlauf angesagt. Mit alle Mann wurde sich am Busparkplatz gesammelt und schließlich wurden wir unter Polizeibegleitung zum Stadion geführt. Dort verlief alles ruhig, auch wenn im angrenzenden Wald  allerlei Gesocks in den Büschen lungerte. Meine Selbstverteidungsflasche schaffte es übrigens bis ins Stadion; zu diesem Zeitpunkt gab es keinerlei Körperkontrollen, sondern nur die Eintrittskarten  wurden abgerissen. Apropos Stadion: Der Gästeblock besitzt keinen eigenen Eingang und so mussten wir den Spießrutenlauf noch etwas ausdehnen. Sinnvoll war auch, dass die Cops sich vor dem Stadioneingang einfach  zurückgezogen haben und uns dann erst im Stadion wieder in Empfang nahmen. Die verschiedenen Gruppen vermischten sich total und einmal mehr kam echtes Loveparade – Feeling auf. Aber auch an dieser Stelle keine weiteren Auseinandersetzungen.

Die wohl knapp 900 Dortmunder sahen im Gästeblock eins der wahrscheinlich packendsten Europapokal Spiele der letzten 8 Jahre…
Nee, mal im Ernst, das Spiel war der helle Wahnsinn. Schade, dass viele Baku Fahrer nicht dabei gewesen sind, ihr habt was verpasst. Das meine ich vollkommen ohne Häme, ich selber musste mich zwischen Baku und den anderen drei Gruppenspielen entscheiden und ich bereue nichts, auch wenn die Baku-Tour sicher die eine oder andere Anekdote erzählen kann.
Rein vom Spiel her wird die Gruppenphase nichts Spannenderes mehr liefern können, da bin ich sicher.

Jetzt noch eine kleine Nachbetrachtung aus fantechnischer Sicht:
Wenn die Jungens aus Liwiw nicht gerade 2-0 hinten lagen, war es eine fantastische Atmosphäre. Die Sitzplätze immer wieder vollkommen am durchdrehen, von der Kurve will ich gar nicht erst anfangen. Richtig, richtig gut. Immer wieder Pyro, immer wieder laut, immer wieder geil. Und das obwohl der Architekt wohl der gleiche war, der auch das alte Parkstadion gebaut hat. In der Ukraine hat er dann nur noch etwas mehr am Dach gespart – umso beeindruckender die Lautstärke.
Unseren Block empfand ich als nicht so stark, wie sonst auswärts. Ich denke, dass da mehrere Faktoren eine Rolle gespielt haben. Zum einen die Erschöpfung nach der langen Fahrt, zum anderen die Ungewissheit, wie man wieder zurück in die Stadt kommt, aber auch der Angriff steckte sicher einigen noch in den Knochen.
Sobald Dortmund laut wurde, wurden wir gnadenlos in Grund und Boden gepfiffen. Was in dem Moment natürlich nur anstachelte noch lauter zu werden.

Europapokal, Baby!

Logo, die meisten kennen den Verlauf des Spiels, aber eins, zwei Sätze muss ich dazu einfach loswerden.
Nachdem man die 2-0 Führung kurz vor Schluss (78 Minute) verspielt hatte und sogar in einen 3-2 Rückstand geriet, war man schlichtweg tot.
Es war aus und vorbei.
Der verdammt bittere Geschmack einer so genialen Tour machte sich bei allen Dortmundern bemerkbar…

Genau  dieser bittere Beigeschmack verflüchtigte sich nach bereits 09 Minuten dank Lucas Barrios.

Bamm, Ausgleich.

Hoffnung!

Wenigstens einen Punkt aus der oft zitierten osteuropäischen (Europa?) Hölle mitnehmen und die Fahrt retten!

Oder doch einfach mal in der verschissenen 92 Minute durch den jungen Mario Götze den scheiss Siegtreffer zu machen und diese Fahrt endgültig unvergesslich werden zu lassen. Wahnsinn!

Aber so was von Europapokal, Baby!


Nach Abpfiff folgte die erwartete, lange Blocksperre und mittlerweile war klar, dass wir wieder mit Bussen in die Stadt oder zu den Parkplätzen gebracht werden würden (Mops, Steineschmeisser, H. und ich konnten auf der Rückfahrt Sitzplätze ergattern – auf einer Matratze, die direkt neben dem Fahrer lag. Vollkommen normal alles. Wäre der Bus, wie befürchtet, wirklich umgekippt hätten wir einfach direkt liegen bleiben können.)
Schmelle, Lucas und Großkreutz nutzten die Zeit während der Blocksperre um uns mit Wasser und Obst zu versorgen. Sehr schöne Geste der Spieler. Danke!
Jürgen ist der geilste Klopp der Welt ließ sich auch noch zu einem Pläuschchen hinreissen und verschwand dann in den Katakomben und wir kamen dann auch irgendwann zu den Bussen, die wieder von der Miliz einfach aus dem normalen Verkehr gezogen wurden…Planung ist eben auch in der Ukraine alles!

Nach kurzem Aufenthalt in der City ging es für  Mops und mich zurück ins Hotel aufs Zimmer um wenigstens ein bisschen Schlaf zu tanken. Noch großartig weggehen wäre an diesem Abend wahrscheinlich auch nicht die beste Idee gewesen.

Topfit und megaerholt ging es zum Hotelfrühstück, wo uns viele andere Dortmunder schon erwarteten. Lecker war es.
Schade, nur, dass kein Wasser im Pool war, nichtwahr Kata?
Ansonsten ging das Wasser wenigstens wieder und nach einer schnellen Dusche fuhren wir per Taxi zum Bahnhof, wo wir erneut versuchten die Tickets für die Rückfahrt zu buchen.
Man ahnt es fast: fette Kackkuh, NO TICKETS, noch höflichere Verabschiedung unsererseits und dann beratschlagen was Phase ist.
Mittlerweile bestand unsere Gruppe nur noch aus 5 Personen, da Shorty den Direktflug am Freitagabend von Lwiw nach Dortmund gewählt hat. Spießer :-)

Wir kamen zu dem Entschluss, dass wir einfach auch mal was essen könnten und suchten uns einmal mehr ein Taxi – kostet ja nix. Der Glückliche hieß diesmal Igor und sein Job war es, uns in ein gutes Restaurant zu fahren. Seine erste Idee war uns 500 Meter vom Bahnhof an einem Imbiss rauszuwerfen. Cleverer Geschäftsmann unser Igor...
Wir haben ihm klargemacht, dass wir schon richtig was essen wollten und nicht wieder in so einer Gammelbude einen Ekelhotdog futtern wollten. Hat er tatsächlich kapiert.
Wir fuhren ein paar Minuten etwas nach Außerhalb in einen Mix aus Wald und Industriegebiet, wo Gammler vor gammligen Werkstätten und anderen gammeligen Örtlichkeiten rumgammelten.
Gedanklich sah ich schon Igors Waffe an meiner Schläfe und mich um ein paar Scheine und andere schöne Dinge ärmer.
Als  Igor dann aber ein Zitat aus einem bekannten deutschen Meisterwerk brabbelte, wusste ich das alles seine Richtigkeit haben muss: „ Deutsche Autobahn gut!“ Recht hat er, der Igor.

Nach einem kurzen Gespräch zwischen Igor und dem Kellner durften wir eintreten.
Was soll ich sagen? Wahnsinn (Ich weiss, ich wiederhole mich, aber mit Wahnsinn kann man die ganze Tour am besten zusammenfassen). Ein Restaurant vom Feinsten. Die englische Karte versprach viele Köstlichkeiten zu den wahrscheinlich teuersten Preisen der Stadt. Eine absolut noble Einrichtung ließ uns ebenfalls auf ein sehr gutes Essen hoffen. Wir sollten auch keinesfalls enttäuscht werden. Abgesehen von H., der nicht wie Thore und ich Rippchen wählte, sondern einen Klops Fett. Sah lecker aus…KALASHKALAV!
Nichts desto trotz wurden wir alle satt und haben sicherlich gute 3 Stunden in dem Bums verbracht, uns richtig vollgefressen und ausnahmsweise auch das eine oder andere Getränk genossen.
85 Euro mit Trinkgeld und Kippen war das Ergebnis für 5 Personen. Kannse nicht meckern, sach ich mal!

Da wir bekannterweise NO TICKETS für den Nachtzug kaufen konnten mussten wir die alternative Abreise wählen. Schnell ein Taxi vom Kellner bestellen lassen und ab dafür.

Selten haben wir so einen grimmig dreinschauenden Kutscher gehabt. Highlight für ihn und uns war, die fette Frau, die vor dem beschleunigenden Irren von der Straße fliehen musste. Unser Gelächter hat dem fiesen Taximongo dann sogar kurz ein Grinsen ins Gesicht gezaubert, obwohl  ich den Eindruck hatte, dass er auch etwas traurig war, die Alte nicht erwischt zu haben. Das Leben ist halt kein Hupkonzert.

Mit dem gleichen Mongobus von der Hinfahrt ging es dann über Stock, Stein und Schlagloch zurück zur Grenze. Wie immer nur hübsche Weiber um uns rum. Auch wenn manche Leute einfach „too fat to stand“ sind mussten wir den Großteil der Fahrt im Stehen verbringen.
An der Grenze haben wir uns dann noch mit Kippen, Bierchen und Schnaps eingedeckt. Mops und ich waren so schlau uns ne Flasche guten Wodka für knapp 2 Euro zu kaufen – wir wollten diesen nicht direkt trinken, sondern für zuhause mitnehmen. Besonders clever, wenn man den Flug von Kattowitz nach Hause vergisst und generell ja nur mit Handgepäck gereist ist. Ich bin nicht behindert, ich bin Florian!
Durch den (Achtung, Megawortspiel) überflüssigen Wodka konnten wir später in einer Kneipe in Przemysl noch 2 Polen richtig glücklich machen und etwas für die deutsch-polnische Völkerverständigung tun. Na Zdrowje!

Nochmal textlich kurz zurück zur Grenze, die wir wieder zu Fuß überquert haben.
Die Reportagegucker unter den Lesern werden sie kennen: Die Ameisen!
Für alle andere möchte ich dies kurz erläutern. Ameisen sind so genannte Menschen, die den ganzen Tag nichts anderes machen, als 2 Schachteln Kippen und eine Flasche Schnaps über die Grenze zu bringen. Mehr darf man nämlich von der Ukraine nicht über die Grenze nach Polen einführen. Zumindest nicht zu Fuß. In Polen sammelt sich dann der Ameisenmob am Grenzparkplatz um die Ware mit 20-30 Cent Gewinn zu verschickern. Scheint ein profitables Geschäft zu sein…
Auf jeden Fall haben die Ameisen, recht wenig Zeit zum Duschen oder für andere Hygienehandlungen. Denn Zeit ist Geld!
Wir haben selten so viele Ekelmenschen auf einen Haufen gesehen - außer vielleicht beim Nachbarn aus Gelsenkirchen, der übrigens in ein paar Tagen mit 3-1 in der eigenen Halle gedemütigt werden sollte.  Derbysieger, ihr Fotzen!
Zurück zu den Ameisen: Die haben gestunken und gedrängelt ohne Ende und nebenbei den Weltrekord in der Disziplin „Wie viele Stinker passen in ein Drehkreuz?“ eingestellt. Der bisherige Weltrekord wurde um 2 Personen überboten und liegt nun bei 32 Ameisen je Kreuz. Auch an dieser Stelle noch mal herzlichsten Glückwunsch an den kleinen Wurzelzwerg, Steinbeisser und Ms. Doubtfire. Wir sehen uns sicher in 2012 zur EM wieder!

Nachdem uns die Ameisen in Polen schon erwartet haben wurden wir noch von einem alten Spritti mit einem kräftigen „Deutschland, Deutschland über alles“ begrüßt.
Geh dich einfach weiter in deinem Wodka ersaufen, Spacko.
Ansonsten waren alle Polen wirklich sehr freundlich und zuvorkommend, war echt sehr entspannt. Schöne Städte, nette Menschen!

Ich komme langsam zum Ende des doch recht lang gewordenen Berichts. Ich könnte auch einfach noch mal das doppelte schreiben, aber  ich denke, dass das jetzt auch reicht.
Der Form halber hier noch kurz die Eckdaten unserer weiteren Rückfahrt. Irgendwann gegen 22 Uhr sind wir in Przemysl los, die Zeit wurde in einer Kneipe überbrückt, in der Mops dann auch die Polen mit seinem Wodka glücklich machen konnte.
Die Zugfahrt nach Kattowitz verlief relativ ruhig und wir kamen gegen halb 5 am Samstagmorgen an. Glücklichweise war dort das Nachtleben noch recht aktiv und so verweilten wir noch bis kurz vor sieben in einer Bar um dann zum Flughafen zu fahren und dort nochmal sieben Stunden rumzuschimmeln. Erstaunlicherweise ging die Warterei relativ schnell um. Glückspiele in Form von z.B. Schnick, Schnack, Schnuck, ein Spielautomat aus dem wir immerhin eine Schwimmbrille gewonnen haben und die Toiletten, die jeder mindestens 4 mal aufsuchen musste, halfen uns gegen die Langeweile. Mops und ich suchten dann noch eine Spielhölle und sind ca. 8 km durch die Pampa gelaufen. Das einzige was wir gefunden haben, war ein ausrangierter Jet mit anhängender Bombe, der mittlerweile recht bunt gestaltet war. Peace und so!

Mit etwas Verspätung sind wir Punkt 18 Uhr in Dortmund etwas holprig gelandet. Kurz nach Hause duschen und dann in der Kneipe auf das morgige Derby gewartet. Wie das ausging wissen wir alle. Geile Woche!

Europapokal, Derbysieger, BABY!




Grüße und Dank an:

BORUSSIA!
Igor & alle anderen Helldriver
Steinbeisser – der übrigens auch in Kattowitz sein Unwesen getrieben hat!
Ms. Doubtfire
die Fette ausm Bahnhof
alle hübschen Frauen
die Dose Hansa
den hektischen Bullen mit der Pumpgun
Sebastian aus Wickede & the polish friends
Rehhaargel
Mops his Englishteacher
Gruß an die Sonne
das Meerschweinchen (R.I.P.)
Feuerwehrtrompeter
Die beiden Biergläser
Asylanten!
Ameisen!
den Tortentrick ( Hi, Ruhligan)
den Pool, Whirlpool und die Sauna aus dem Hotel
die Mafia aus dem Restaurant